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indem sie ihnen ein Beispiel geben. — Die Wirtschaftspolitik der mittelalterlichen
Stadt, Colberts System und der ganze Merkantilismus beruhte zum guten Teile
darauf, Vorbilder / aufzustellen und auszubilden. Und ist nicht das moderne
amerikanische „Taylorsystem“ zum einen Teile darauf aufgebaut, das Vorbild,
zum Beispiel die besten Handgriffe in jeder Arbeitsstufe, zu finden und zum
Muster zu machen? — Diese Kategorie der Vorbildlichkeit paßt allerdings in die
mechanisch-kausale Auffassung eines Ricardo und Marx nicht hinein und kann
überhaupt in einer kausalwissenschaftlich gestalteten Theorie keine Stelle finden
1
.
II. Das Ebenbild in zentraler Stellung oder als Sinnbild
Sind die ebenbildlichen Glieder nur Sonderbilder und Auszüge
aus einem Ganzen in ihrer Art, so liegt in ihnen auch jeweils ein
arteigener H i n w e i s auf das Ganze. Die verschiedene Ganz-
heitsnähe, die, formal gefaßt, „Rang“ in sich schließt, wird zur
„Sinnbildlichkeit“, wenn die verschieden zentrale Stellung des Glie-
des, der verschieden zentrale Ganzheitsgehalt des Gliedes inhaltlich
ins Auge gefaßt wird. Darum ist der Bannerträger ein Sinnbild der
unauflöslichen Zusammengehörigkeit der Krieger, weil das Banner
ein Mittelpunkt, ein Sicherer und Zusammenhalter der Ganzheit
ist; darum ist der König das Sinnbild des Herrschers und des
Staates; der Bauer das Sinnbild der Ernährung und der Landwirt-
schaft (nicht aber etwa der Müller); der gewerbliche Arbeiter das
Sinnbild der Arbeit. Hier ist überall nicht die Vollkommenheit des
Gliedes, sondern seine besonders kräftige, quellnahe Stellung maß-
gebend. — Aus eben demselben Grunde wird der Pflug zum Sinn-
bild der Landwirtschaft (nicht aber etwa die Geißel, mit der man
das pflügende Gespann antreibt); der Hammer das Sinnbild des
Bergbaues; das Schwert das Sinnbild des Krieges. Stets ist es ein
der Mitte und Grundgestalt des Ganzen besonders nahes Glied,
oder dessen Abzeichen, was Sinnbild oder zum Vertreter der Ganz-
heit wird.
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1
Vgl. mein Buch: Fundament der Volkswirtschaftslehre 4. Aufl., Jena 1929,
§
IJ
,
3, S. 121 f., und § 23, III, S. 184 ff. [5. Aufl., Graz 1967].