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Gliedes ist der Weg des Ganzen zu sich selbst. Der ganzheitliche
Vorgang, der in Herz, Lunge, Boden, Maschine und so fort jeweils
seine arteigene Form findet, bezeichnet zugleich die Ausgliederung
des Ganzen in Leistungen. Die Lunge erscheint dann als leistendes
Mittel für die Atmung; der Boden als Mittel für den Weizenbau
und so fort.
(2)
Im Begriff des „Mittels“ ist der des Gliedes mit dem des
Ranges verbunden. Mittel ist notwendig dasjenige Glied, das dem
Lebensinhalt des Ganzen dient; in diesem Bezug ist Mittel, was
ein niederes Ziel für ein höheres Ziel, was nur V o r z i e 1 gegen-
über einem Endziel ist. Die L e i s t u n g e n e m p f a n g e n
i h r e n R a n g v o n d e m R a n g d e r Z i e l e , d e n e n s i e
d i e n e n . Dieselbe Rangordnung, welche die Lebensinhalte des
Ganzen als Ziele haben, kommt auch den Leistungen zu. „Ziele“
sind nur als Gesamtlebensinhalt des Ganzen, das heißt selber nur als
Ganzheit (System) aller Ziele denkbar. Die Gesamtheit aller Ziele
des Organismus ist das „Leben“; die Ge- / samtheit aller Ziele der
Wirtschaft ist, vom Standpunkt der Gesellschaftslehre aus gesehen,
das sinnlich-vitale und geistig-kulturelle Leben einer bestimmten
Kultur, vom Standpunkt des Einzelnen aus gesehen, sein eigenes
sinnlich-sittliches Dasein. Daher sind auch die Leistungen nur als
Ganzheit denkbar. Das versteht sich außerdem deswegen von selbst,
weil die Leistungen nur im Gliederbau von Leistungen möglich
sind, nicht als Einzelne für sich.
(3)
Die Leistung ist demgemäß nicht nur schlechthin gliedlich,
sondern auch rangmäßig bestimmt. In diesem Sinne darf man vom
Leistungsbegriff als einem gliedlich-teleologischen Begriff sprechen.
Es ist der Lebensinhalt des Ganzen, an dem die Glieder verschiede-
nen Ranges teilnehmen, es ist ein Gliederbau der Mittel für Ziele,
der die Leistungen fundiert. Der Begriff Leistung ist daher ins-
besondere kein kausaler Begriff. Doch bedarf diese Frage noch nähe-
rer Prüfung.
Die Leistung beruht realiter auf einer Z u o r d n u n g zu be-
stimmten, außerhalb der Ebene der Ganzheit befindlichen Reali-
täten, die zum Beispiel als chemisch-physikalische, das heißt „ur-
sächlich“ gefaßt werden. Diese Gedoppeltheit von rein gliedhafter
(gliedlich-teleologischer)
und
naturhafter,
kausaltechnischer
Be-
stimmtheit liegt im Begriff des Mittels beschlossen. Um den Hunger