Table of Contents Table of Contents
Previous Page  4043 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 4043 / 9133 Next Page
Page Background

[184/185]

171

ist. Darum liegt es am Tag, daß Individualismus, Liberalismus, De-

mokratie, Atomismus in jeder Form, indem sie die Zwischenstufen

ablehnen, auch gegen die Kategorien der Vermittlung verstoßen.

II. Wirkungskreis oder Leistungsfeld (Regionalität)

Vom atomistischen Standpunkt aus sind die Dinge jeweils das,

was sie sind, schlechthin durch sich selbst. Sie sind daher grundsätz-

lich gleichgültig gegenüber dem Ort — die körper- / lichen Dinge

gegen den räumlichen Ort, die geistigen gegen den geistigen Ort

oder den systematischen, sinnvollen Zusammenhang. Das bestimmte

Atom, rein physisch gedacht, ist überall dasselbe und kann sich hier

oder dort gleich benehmen. Es ist gleichsam überall „zu Hause“,

heimatlos, wie der ewige Jude. Es zeigt sich aber, daß selbst die

Physik diese Fiktion, wonach auch die „Masse“ konstant, überall

„dieselbe“ sein müßte, immer weniger aufrechterhalten kann, und

in der Chemie zeigt unter anderem der Begriff des Status nascendi,

daß auch die Vorstellung, als ob die Elemente gegen den zeitlichen

und räumlichen Ort absolut gleichgültig wären, Einschränkungen

erfordert. Ähnlich müßten nach der mechanischen Assoziations-

psychologie die Assoziationselemente und Vorstellungen unangese-

hen ihrer jeweiligen Verbundenheit immer dieselben Vorstellungen

und Elemente bleiben, also an jedem geistigen Orte notwendig zu-

letzt „dieselben“ sein, was aber der elementarsten psychologischen

Einsicht und sogar den Versuchen der grobsinnlichen „physiologi-

schen Psychologie“ widerspricht. Kann doch nicht einmal eine Farbe

unabhängig von ihren Begleitfarben, die Größe einer Figur nicht

unabhängig von Helligkeit und Figuration der Umgebung apper-

zipiert werden.

Die atomistisch-ursächliche Auffassung, die dem Ding zuschreibt,

daß es vor dem Ganzen wäre, will die Dinge grundsätzlich indiffe-

rent gegen den räumlichen und systematischen Ort denken; wo-

durch sie auch grundsätzlich „frei beweglich“ wären.

Die ganzheitliche Auffassung verlangt dagegen, daß das Glied ge-

gen seinen „Ort“ nicht indifferent sei. Was Glied einer Ganzheit ist,

kann seinen Ort grundsätzlich nicht auswechseln, ohne selbst ver-

ändert (oder auch vernichtet) zu werden; und dies gilt mehr noch