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als im räumlichen Sinn im Sinn des systematischen Ortes oder Zu-
sammenhanges, im Sinn des g e i s t i g e n Ortes und auch des
zeitlichen Zusammenhanges, wovon / aber an dieser Stelle noch ab-
zusehen ist. Nach der ganzheitlichen Auffassung muß der Satz gel-
ten : K e i n D i n g i s t g l e i c h g ü l t i g g e g e n s e i n e n
O r t u n d k e i n e s i s t i n d i e s e m S i n n f r e i b e w e g -
l i c h , wobei „Ort“, wir wiederholen es, die Stelle in der Ganzheit
bezeichnet und daher sowohl räumlich gefaßt werden kann, wenn
nämlich die Stelle einen bestimmten Qualitätswert hat, zum Beispiel
Rhein und Donau für Deutschland, wie auch noch mehr geistig
1
. Wir
können diese Kategorie mit verschiedenen Namen bezeichnen: Orts-
empfindlichkeit,
Ortsgebundenheit,
Lokalisiertheit,
Regionalität,
Verörtlichung, arteigener Wirkungskreis, Leistungsfeld, Eingebet-
tetheit, und, weil alles Eingebettete wohl aufgehoben ist, möchte
man das Eingebettete wohl auch „Kind in der Wiege“ nennen dür-
fen. Wir werden die Bezeichnungen Wirkungskreis und Leistungs-
feld oder Regionalität vorziehen.
Um B e i s p i e l e braucht man nicht verlegen zu sein. „Vater“, „Mutter“,
„Kind“ ist nur, wer eine bestimmte Stelle, systematische Region, im Zusammen-
hang der Familie einnimmt; „Minister“ nur, wer ebenso einen bestimmten glied-
lichen Ort im Staate einnimmt; „Unternehmer“, „Werkstättenleiter“, „Arbeiter“,
wer ihn in der Fabrik, „Hauptmann“, wer ihn im Heer einnimmt. Dieser ist sein
„Feld“, schreibt ihm seinen Wirkungskreis vor.
Auch im Organismus gibt es den ungegliederten Ort nicht, sondern nur den
durch den Leistungszusammenhang zugewiesenen, den qualifizierten, systemati-
schen Ort. Zum Beispiel ist jede Stelle im Verdauungskanal durch den syste-
matischen Leistungszusammenhang, das ist ein arteigenes Wirkungsfeld, bestimmt.
— Das gleiche gilt für das Begriffssystem, für das Kunstwerk und für jedes intel-
ligible Gebilde, wo derselbe Bestandteil an verschiedener systematischer Stelle
verschiedene Bedeutung hat.
In der früher
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erwähnten Nebenkategorie der L e i s t u n g s -
a b f o l g e kommt die Verörtlichung in eigener Weise zum Aus-
druck. Zum Beispiel stehen Verhüttung, Verfrachtung, Ver- / brauch
je an bestimmter Stelle in der Abfolge der Leistungen, daher kann
der Verbrauch nicht vor der Verhüttung stattfinden („man soll das
Fell des Bären nicht teilen, ehe man ihn erlegt hat“). Daraus folgt,
1
Mit diesem Satz ist der mechanische Umwelt- oder „Milieu“-Begriff
widerlegt und der Vorrang des Ganzen auch ihm gegenüber festgestellt.
2
Siehe oben S. 164.