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203

Z e i t f o r m . Es sind dies der Kreislauf oder die regelmäßige Wie-

derkehr (Periodizität) und die Altersstufe oder Epoche.

Alles was geschieht, hat den „Pulsschlag der Zeit“, geschieht in

regelmäßig wiederkehrenden Formen oder Kreisläufen. Die kosmi-

schen Kreisläufe (zum Beispiel die Jahreszeiten), die physikalisch-

chemischen Kreisläufe (des Kohlenstoffes, des Wassers, „periodisches

System“ in der Chemie), die organischen Kreisläufe (Herzschlag

und Atemzug, Schlaf und Wachen) bieten ebenso viele schier un-

erschöpfliche Beispiele wie die Kreisläufe der geistigen Ganzheiten;

so in der Sprache die Sätze und Perioden, im Gedicht die Strophen

und Reime, in jeder Staats- und Betriebstätigkeit „des Dienstes

ewig gleich gestellte Uhr“; so der jährliche Staatsvoranschlag, die

Sessionen; der Kreislauf der Religionsübungen (das „Kirchen-

jahr“), der Kreislauf der Wirtschaft (Produktionsperiode, Kreislauf

des Geldes, der Kreditgeschäfte, „Fullartons Satz der Notenrück-

strömung“) bilden weitere Beispiele

1

.

/

So verstanden, enthüllt sich die Periodizität, die überall in Natur,

Geist und Leben angetroffen wird, als eine notwendige Kategorie

der Umgliederung.

2.

Z e i t s t u f e n o d e r E p o c h e n

Da die entfaltende Umgliederung kein mechanisch-sinnloser Vor-

gang ist, so kann es bei der bloßen Form des kreisförmigen Wieder-

kehrens nicht bleiben. Es müssen auch Zeitstufen (Altersstufen,

Epochen, Stadien) entstehen. Die stufenbauende Ebenbildlichkeit ist

es, welche die Zeitstufe schafft und damit jene Forderung erfüllt, die

im Begriffe der „organischen Zeit“

2

logisch gelegen ist.

Die natürlichen Zeitstufen der Umgliederung jeder Ganzheit

sind: Beginn der Selbstdarstellung, Kindheit (Morgen); Volldar-

stellung, Vollgenüge oder Reife, Zeit der Mitte und Höhe (Mittag);

Alter, Vertiefung, die aber zugleich innere Erneuerung sein kann

(kein Naturkreislauf!).

Den Übergang von der einen zur andern Zeitstufe kann man als

eigenen Kreis herausheben als die U m g l i e d e r u n g s - W e n d e .

1

Näheres darüber siehe in meinem Buch: Fundament der Volkswirtschafts-

lehre, 3. Aufl., Jena 1923, S. 123 ff. [4. Aufl., Jena 1929, S. 123 ff., 5. Aufl.,

Graz 1967].

2

Siehe oben S. 196.