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234

[254/255]

selben.“

1

Zur Erläuterung dieses Satzes heißt es unter anderem. Da „die mensch-

liche Seele eine e i n f a c h e Substanz ist, so kann sie da, wo sie ist, nicht teil-

weise sein, wie der ausgedehnte Körper, der mit seinen einzelnen Teilen nur in

den entsprechenden Teilen des Raumes ist, in dem er existiert. Sie muß ... in

jedem seiner [des ganzen Körpers] Teile ihrer g a n z e n Substanz nach sein.

Das Einfache kann eben, wo es ist, / nur seiner Ganzheit nach sein.“

1 2

Dem Ein-

wand, das Gehirn sei das Zentrum des Nervensystems und das bedeute, daß es

ausschließlich Sitz der Seele sei, wird von Lehmen folgendermaßen geantwortet:

„Aus der erwähnten Tatsache [daß das Gehirn Z e n t r u m des Nervensystems

sei] läßt sich nur folgern, daß die Seele nicht mit a l l e n i h r e n F ä h i g -

k e i t e n im ganzen Körper, nicht aber, daß sie i h r e r S u b s t a n z n a c h

nur im Gehirn ist.“

3

Zusatz 5

Die Hinfälligkeit des Gliedes ist keine endgültige. Hier handelt es sich nur

um eine Kategorie in der Erscheinungswelt. Denn das Enthaltenbleiben des Gliedes

im Grunde bewahrt das Glied vor einfacher Vernichtung; auch daß die Ausge-

gliedertheit mit vielen anderen Ganzen gemeinsam ist, kommt hinzu

4

.

II. Ausgliederungsmitte oder Zentrum

Welcher Weg führt nun vom Fünklein zum konkret Ausgliedern-

den im Stufenbau, zur Mitte oder zum Zentrum?

Um den Weg vom Fünklein zum „Zentrum“ zu machen, muß

man das Verhältnis beider als jenes der U r - M i t t e zur konkre-

ten A u s g l i e d e r u n g s - M i t t e verstehen.

Das Fünklein oder das letzte Ausgliedernde eines Ganzen, das

selber unausgegliedert ist, ist nur als dieses Letzte, Einfache in jedem

Gliede. Außerdem gibt es aber noch ein Konkret-Ausgliederndes, in

welchem sich ein bestimmtes Glied jeder Ganzheit jeweils befaßt

findet, zum Beispiel eine Nervenzelle in ihrem Nervenzentrum, ein

Bürger in seiner Gemeinde, seinem Staate, ein Wirtschafter in sei-

nem Betrieb usw.

Wir müssen, um diese Sachlage vollständig zu erfassen, auf die

frühere Einsicht zurückgehen, daß jede Ganzheit sich in einer Man-

nigfaltigkeit von Teilinhalten und Stufen ausgliedert. Nun ist das

1

Alfons Lehmen: Lehrbuch der Philosophie auf aristotelisch-scholastischer

Grundlage, Bd 2, TI 2: Psychologie, herausgegeben von Julius Bessmer, 4. und

5. Aufl., Freiburg i. Br. 1921, S. 464.

2

Alfons Lehmen: Lehrbuch der Philosophie ..., S. 464.

3

Alfons Lehmen: Lehrbuch der Philosophie ..., S. 465.

4

Siehe darüber § 27, unten S. 251 ff.