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das Schöpferische der Ausgliederung;
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die Herrschaft über das Ausgegliederte.
Diese schöpferische Macht wie Herrschaft ist aber nicht einseitig;
das ausgegliederte Glied mit seinem Eigenleben muß sich seinem
Höheren unterwerfen. Und diese Unterwerfung selbst ist wiederum
nichts Mechanisches, nicht ein äußerliches sich Bücken und Ducken;
sondern ein Sich-selbst-Aufgeben als ein Sich-Eingeben in das Hö-
here, ein Sich-Entäußern und -Zurücknehmen, oder / — wie wir
es oben ausdrückten: sich zum Umkreis der Mitte machen.
An diesem Begriff der Mitte wird von neuer Seite klar, wie die
Selbstaufhebung des Gliedes zu seiner Lebensbedingung gehört. Nur
dadurch, daß das Glied sich seinem Höheren gibt, öffnet es gleich-
sam dieses Höhere für sich und ermöglicht diesem, als das ausglie-
dernde, schaffende Zentrum weiter sich zu setzen. Dagegen bedeutet
sich sein Zentrum durch Bei-sich-selbst-Bleiben und Nicht-Auf-
hebung verschließen für das Glied die Abtrennung vom Ganzen,
die Selbstvernichtung.
Noch von einer anderen Seite her zeigt sich, daß „M i t t e“
k e i n b l o ß f o r m a l e r , m e c h a n i s c h e r B e g r i f f i s t .
Denn jedes Unterganze im Stufenbau ist nach der Weise der herab-
steigenden Ebenbildlichkeit bestimmt. Daher ist „Mitte“ ein art-
bildender Grund seiner ausgegliederten, ihm unterstehenden Glie-
der! Der Satz: „Ebenbildlichkeit verleiht Art“, kehrt daher hier in
bestimmter Anwendung wieder. Wir können ihn in die Formel
kleiden: M i t t e h a t A r t — zum Unterschied vom Fünklein,
das vor aller Art ist. Mitte hat Art, zum Beispiel als: König, Mini-
ster, Zunftvorsteher, Heerführer, Lehrer, Dichter (gegenüber dem
Publikum) — sie alle sind in arteigener Weise Mitte. Aber selbst die
Schwerkraft, die Elektrizität, sie alle sind eine eigene Art von Zen-
tralität, welche hier in „Spannung“ oder Polarität (positiver und
negativer Pol), dort in Ortsbewegung (Bewegung zum Schwerpunkt
hin) ihre Zentrierung findet!
Über das Verhältnis von konkreter Ausgliederungsmitte und Umgliederung
siehe unten
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Die Mittewendigkeit kommt der Natur der Sache nach als Seinsweise allen
Wesen zu. Aber nur das geistige Wesen, der M e n s c h , kann sie bewußt
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Punkt IV, S. 248.
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