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folge, sowie durch den Wechsel der Rollen von Mitte und Um-

kreis, das heißt dienendes Glied. Wir kleiden diese für das Ver- /

ständnis alles ganzheitlichen Lebens unentbehrliche Erkenntnis in

folgende Sätze:

(1)

M i t t e u n d U m k r e i s s t e h e n i m V e r h ä l t n i s

v o n F ü h r u n g u n d N a c h f o l g e oder dessen Ableitungen,

das heißt im Verhältnis von: Herrscher und Beherrschtem; Leiter

und Geleitetem; Unabhängigem und Abhängigem.

(2)

N i c h t s i s t n u r M i t t e ; n i c h t s i s t n u r U m -

k r e i s . Alles ist, wenn in einem Verhältnis Mitte, zugleich in

einem anderen Umkreis. Und umgekehrt, alles ist, wenn in einem

Verhältnis Umkreis, in einem andern Mitte.

A. F ü h r u n g u n d N a c h f o l g e . M a c h t

Der erste Satz bezeichnet ein Verhältnis, das nicht nur in Gesell-

schaft, Staat und Wirtschaft maßgebend ist, wo es ja ganz deutlich

wird, daß zum Beispiel der König nicht nur Zentrum, sondern auch

Führer des Staates, der Feldherr nicht nur Zentrum, sondern auch

Führer des Heeres ist und so fort

1

. So überall, wo Ganzheit be-

steht. In der Schlußkette ist die Prämisse führend; die Folgerungen

sind geführt; in einem Lied ist die Melodiestimme führend, die

begleitenden Stimmen sind geführt; in einem Schauspiel der Held

führend, die Nebenpersonen geführt; in einem Satz das Subjekt

führend, die Aussagen geführt; im menschlichen Organismus end-

lich ist das innervierende Nervensystem zentral und führend („re-

gulierend“) das innervierte Muskelsystem geführt.

Ein wichtiges, hieraus folgendes Grundverhältnis ist nun: D i e

M i t t e h e r r s c h t ü b e r d i e v o n i h r g e f ü h r t e n

G l i e d e r g r u n d s ä t z l i c h n i c h t i n g l e i c h e r W e i s e

— denn sie kann ja auch niemals zwei gleiche Glieder ausgliedern.

Es können sich darum auch niemals zwei Glieder in völlig gleicher

Weise in / ihr aufheben. „Mitte“ ist ja kein formaler Begriff, denn

„Mitte hat Art“.

1

Näheres darüber siehe in meinem Buch: Gesellschaftslehre, 2. Aufl., Leip-

zig 1923, S. 132 f., 426 ff. und öfter [3. Aufl., Leipzig 1930, S. 139 f., 423 ff.

und öfter].

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