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lichen Atomismus und Individualismus gerade das Einzelne ge-
schwächt, ja vernichtet wird. Nach der Ganzheitslehre ist das Ein-
zelne allerdings Glied, aber als Glied so unwiederholbar
1
wie mit
einem ihm allein gehörigen Bereich versehen — als Eigenleben und
Mitte. Es ergeben sich / in genauer Abfolge die Gleichungen: Ato-
misierung = Zentralisierung = Mechanisierung; dagegen: Gliede-
rung = Mittesein jedes Gliedes (auch des vorwiegend im Umkreis
befindlichen) = Eigenleben = lehensmäßige Selbständigkeit des
Gliedes = Dezentralisation = Leben des Gliedes und des Ganzen.
Der Satz: „Nichts ist nur Mitte, alles ist zugleich Mitte und Umkreis“, sowie
auch das Baugesetz der Lehensmäßigkeit (Dezentralisation) führt schließlich auf
einen anderen Satz: „ K e i n e M i t t e g l i e d e r t i h r e n U m k r e i s a l -
l e i n a u s “ ; der allgemeiner bedeutet: „ K e i n e G a n z h e i t s c h a f f t a l -
l e i n“. Wir werden aber diesen Satz erst später, im Zusammenhange mit dem
Begriffe der Gezweiung, behandeln
2
.
IV. Mitte und Umgliederung (Zeugung)
Der Herzschlag der Welt ist die unaufhörliche Aufhebung und
Neuausgliederung alles Seins.
Geht die Selbstaufhebung des Gliedes in seiner Mitte in der
Z e i t vor sich, so ist sie die Grundlage der „Umgliederung“, wie
wir sie früher
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kennenlernten. Wir erkannten dort das Sich-Aufhe-
ben des Gliedes in seinem Aktions-Zentrum, die R ü c k n a h m e ,
die von einem Glied ausgeht (nach dem Beispiel der neu einzustel-
lenden Maschine), dann alle Glieder ergreift und teils in der Neuaus-
gliederung neuer Glieder, teils in der Bestätigung alter Glieder, das
heißt Neuausgliederung alter Glieder und teils in der Ausscheidung
alter, nicht-bestätigter Glieder besteht (in dem Stoffwechsel). — Wir
hatten dort den Begriff der Rücknahme vorweggenommen und er-
kennen ihn nun genau als den der Mittewendigkeit — und in der
höchsten Form als Abgeschiedenheit — durch S e l b s t a u f h e -
b u n g d e s G l i e d e s , gleichsam einer Reduktion, einer Unmit-
telbarkeit nach Art der Ekstase, einer Einkehr in den Grund zum
Zweck der Neuausgliederung.
1
Siehe oben S. 146.
2
Siehe unten § 27, S. 255 ff.
3
Siehe S. 182 f.