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(3)

K e i n e M i t t e g l i e d e r t n u r e i n G l i e d a u s ;

stets sind es mehrere Glieder (Mitausgegliederheit jedes Gliedes mit

andern).

(4)

K e i n e M i t t e g l i e d e r t n u r G l i e d e r E i n e s

G e b i l d e s a u s ; stets Glieder in mehreren Gebilden.

Aus Satz (1)—(4) zusammen ergibt sich aber der folgenschwere

Satz, der den Begriff der Gezweiung erst ganz vollendet:

(5)

Keine Mitte gliedert allein ihre Glieder aus, ein Satz, den wir

in die Worte kleiden können: K e i n e G a n z h e i t s c h a f f t

a l l e i n .

Soweit eine Begründung hierfür nach allem bisherigen noch nö-

tig ist, geben sie folgende kurze Überlegungen:

(a)

kein Glied / unterwirft sich allein;

(b)

kein Glied unterwirft sich nur e i n e r Mitte; darum ist

auch umgekehrt: keine Mitte ohne Vielheit der Glieder, keine Mitte

ohne die Mithilfe anderer Mitten. Und endlich

(c)

nichts ist nur Mitte — denn nur was allein Mitte wäre, könnte

auch für sich allein schaffen: Gott. Nur die absolute Mitte, der Ur-

grund ist allein Mitte und schafft auch allein.

Zu dem Satz: „keine Ganzheit schafft allein“, noch einige Beispiele. Er zeigt

sich besonders deutlich in der Schlußkette und im „System“ (Begriffsgebäude)

einer Wissenschaft. Es ist nicht der erste Vordersatz (die erste Prämisse) allein,

aus dem alles folgte, sondern erst aus dem Vordersatz und Mittelsatz folgt ein

Schluß, zu dem ein weiterer Mittelsatz hinzutreten muß, und so geht es in der

ganzen Schlußkette fort: stets müssen mehrere Ganzheiten, Vordersätze und

Mittelsätze, z u s a m m e n s t e h e n , um einen Schlußsatz hervorzubringen. (Ne-

benbei gesagt: wieder ein Beispiel der Dezentralisation als absolutes unabänder-

liches Baugesetz aller Ganzheiten.) — Ebenso ist das Verhältnis der Begriffe zu-

einander im „System“ von gleicher Art, zeigt aber den Sachverhalt noch plasti-

scher, da im System die Umgliederung jedes einzelnen Begriffes nur mit Hilfe

anderer Begriffe, niemals für sich allein geschehen kann. —

Ebenso ist es bei jedem anderen Zentrum. Der „König“ kann als das absolute

Zentrum, dem alles untersteht, nicht einmal gedacht werden; stets müssen seine

Ministerien, Feldherren und Sachverständigen aller Art mit ihm a r t e i g e n

zusammenstehen; „arteigen“ will sagen, daß sie nicht als seine bloßen Sendlinge,

sondern auch als ursprünglich Eigenes, zum Beispiel Sachverständige, als Mitte

mit Eigenleben, auftreten müssen, soll ein Befehlen und Schaffen des Königs

möglich sein.

Keine Ganzheit schafft allein, darum ist auch das Glied in seiner

Rückverbundenheit zum Höheren weder allein noch auf einer

e i n z i g e n Bahn der Rückverbundenheit, nur in e i n e r Mitte,

sondern vielfach: das ist das Wesen der Gezweiung.