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d e r G a n z h e i t , das mit physikalischer „Energie“ nichts zu tun hat. Es lautet:

Jeder Teilinhalt, jedes Glied lebt nur in seiner Ebene der Ebenbildlichkeit, nur

in Eingliederung in seine arteigene Mitte.

Außer der uns schon bekannten Weise des Leistungsfeldes oder der Ver-

örtlichung (Regionalität), die hier wieder erscheint, ist es die Unmöglichkeit der

unmittelbaren „Beziehung“ der Glieder, die hier zum Ausdruck kommt.

Bevor wir das Begriffliche weiter erörtern, sei noch auf andere B e i s p i e l e

hingewiesen.

Den Teilinhalt „Wirtschaft“ in der Gesellschaft finden wir durch das Merk-

mal „Mittel für Ziele“ gekennzeichnet. Diese Eigenschaft bestimmt also die

„Beziehung“ der Wirtschaft zu dem gesellschaftlichen Gesamtganzen. Nur in

d i e s e r E i g e n s c h a f t , n ä m l i c h M i t t e l z u s e i n , t r i t t d i e

W i r t s c h a f t

a u c h

d e n

a n d e r n

T e i l g a n z e n

g e g e n ü b e r .

„Recht“ zum Beispiel ist der Wirtschaft nicht ein Inbegriff von „Gerechtigkeit“,

von Sätzen, Normen, Satzungen und so fort, sondern von W i r t s c h a f t s -

m i t t e l n , zum Beispiel wenn das Wechselrecht sicheres Kreditgeben und da-

durch niederen Zinsfuß ermöglicht; „Staat“ ist der Wirtschaft nicht ein Inbe-

griff von Volkstum, Sittlichkeit und so fort, sondern ein W i r t s c h a f t s -

m i t t e l , zum Beispiel indem er durch günstige Handelsverträge den Absatz ins

Ausland ermöglicht. Alles das heißt aber: die Teilganzen, welcher Art immer,

sind für die Wirtschaft zu Wirtschaftsmitteln, also selber zu Wirtschaft ge-

worden.

/

Wenn nun, wie wir sahen, für die Wirtschaft der Staat seiner Natur nach

nicht „Staat“, das heißt Organisation von Sittlichkeit, Volkstum, Einheitserschei-

nung des Sozialen überhaupt ist, so kann es auch keinen sogenannten „ E i n -

f l u ß “ d e r W i r t s c h a f t a u f d e n „ S t a a t “ oder des „Staates auf die

Wirtschaft“ geben; sondern: e n t w e d e r i s t „ S t a a t “ e i n g ü l t i g e s

Z i e l f ü r d i e W i r t s c h a f t , dem sie als „System von Mitteln für Ziele“

dienen muß (zum Beispiel wenn ein Staatsgebäude gebaut wird); oder das,

was von anderer Seite her „Staat“ heißt, wird in ihr selbst zur „Wirtschaft“,

das heißt, der S t a a t w i r d T e i l d e r W i r t s c h a f t , nämlich überall

dort, wo das wirtschaftliche Handeln die durch das staatliche Leben geschaffenen

Tatsachen als Mittel, als W i r t s c h a f t s m i t t e l gebraucht. (Man kann diese

Wirtschaftsmittel „Kapital höherer Ordnung“ nennen.) Wo die Genauigkeit,

Strenge, Unbestechlichkeit der Verwaltung wirtschaftlich gewertet wird, wo ein

vom Staat abgeschlossener Handelsvertrag für Tausende von Kaufleuten und

Unternehmern das Mittel zur „Erschließung neuer Absatzquellen“ wird — dort

überall wird Staat einfach zum Wirtschaftsmittel. — N i e m a l s k a n n d a h e r

d e r T e i l i n h a l t „ S t a a t “ d e m T e i l i n h a l t „ W i r t s c h a f t “ a l s

„ S t a a t “ u n m i t t e l b a r g e g e n ü b e r t r e t e n , niemals Staat auf Wirt-

schaft unmittelbar „wirken“; sondern entweder nur als ein dem Gesamtganzen

Angehöriges (welches Gesamtganze in diesem Fall bloß „Zielsystem“ für die

Wirtschaft ist); oder als Glied, als Bestandteil der Wirtschaft selbst.

Ebenso auch allen andern Teilganzen gegenüber: das Recht ist für die Wirt-

schaft Wirtschaftsmittel (wie wir schon oben sahen, zum Beispiel als Kreditrecht,

Handelsrecht, Rechtssicherheit); die Wissenschaft ist für die Wirtschaft „Wirt-

schaftsmittel“, zum Beispiel die mathematische Formel für den Brückenbauer. Sie

ist ihm nicht mathematische Erkenntnis, nicht „Wissenschaft“, denn das wäre

eine logisch-mathematische Betrachtung der Formel, die den brückenbauenden

Ingenieur-Unternehmer nichts angeht, ihm unmöglich ist; sondern Mittel zum