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loser „Aufeinanderfolge“ und die Vorstellung des unmittelbaren
„Wirkens“, der „Wechselwirkung“, „Beziehung“ der Dinge auf-
einander erwies sich dagegen als schlechthin wesenswidrig; „Kau-
salität“ bleibt daneben nur als verfahrenmäßig unterstellende An-
nahme, als Supposition, nicht als wesenhafte Kategorie übrig.
Wieso die Unterstellung der Kausalität als Verfahren kategorial überhaupt
möglich ist, soll später erörtert werden
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IV.
Das Verhältnis der Unberührbarkeit der Teilinhalte und
Glieder zur Ebenbildlichkeit
Zuartung und Verganzung zeigen, wie Teilinhalt und Glied ihr
Leben im Schoße des Gesamtganzen als ein in sich Versunkenes
und von Anderem Unberührbares führen. Und wie auf diese
Weise ein u n m i t t e l b a r e s Verhältnis zweier Teilganzen und
Glieder unmöglich ist. Scheint aber nicht durch solche Unberühr-
barkeit, In-sich-Versunkenheit ein Widerspruch zur Ebenbildlich-
keit zu erstehen? In der Ebenbildlichkeit, so / könnte man ein-
wenden, erkannten wir das Grundgesetz des Bestandes der Welt ja
gerade darin, daß die Dinge einander verwandt seien. Nur dadurch,
daß die Dinge einander nicht wahrhaft fremd sind, ist die Welt
möglich. Anders müßte sie in Staub zerfallen. Das war unser Er-
gebnis. Liegt nun aber nicht in der Unberührbarkeit der Teil-
ganzen eine gewisse Fremdheit?
Die Antwort darauf lautet: Während in der Ebenbildlichkeit die
Allverwandtschaft der Glieder und zuletzt der Dinge der Welt
liegt, kommt in der Unberührbarkeit jenes Gesetz zum Ausdruck,
das die Dinge zu etwas Eigenem, Selbständigem und In-sich-Ver-
sunkenem, im Zentrum Ruhendem bildet, das macht, daß die Welt
nicht ein Ozean der Liebe und Vermischung ist, sondern unter-
gegliedert wird in ihre Stufen und Teilinhalte; das macht, daß
engere Verwandtschaftskreise erstehen, die nur auf die große All-
mutter, die Ganzheit blicken und doch, indem sie in ihrer eigenen
Art verweilen, in sich selbst ein Ganzes bilden.
In Befaßtheit und Unberührbarkeit wird etwas offenbar, was man l a t e n t e
I n t e r v e n t i o n der höheren Mitten, zuletzt Gottes, nennen könnte.
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Siehe unten drittes Buch, erster Abschnitt, S. 311 ff.