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Sich-Fügen und -Hingeben schon früher als Grade der Abscheidung

und der Hinwendung zur Mitte kennen. Nur Grade, nicht aber eine

inhaltliche Vollkommenheitsweise kann es demnach geben

1

.

Aber schon die Zurückwendung selbst bedeutet eine Vollkom-

menheit. Jede Rückverbundenheit hat von Seite des Gliedes her

etwas von Schauen und Versenktheit an sich (nicht gerade in be-

wußter Form); und darum ist das Sich-Nicht-Entziehen, das Ver-

senktbleiben schon die Vollkommenheit selbst, die wir / hier fin-

den. Doch hat sie noch eine andere Seite. Es ergab sich, daß Zurück-

wendung des Gliedes in seinen Grund und seine Mitte Reduktion,

Verjüngung ist. Und damit ist jede erneute Rückwendung eine

Heilung, Reinigung, Stärkung, Neugeburt. Wie man in der Musik

die Auflösung eines Mißklanges eine Heilung nennt, so ist in den

Weisen des Seins die Hingabe des Gliedes an seine Ausgliederungs-

mitte schon an sich die Heilung von seiner Selbstheit und hiermit

wieder zugleich das Erneuernde und Schöpferische. Nur dadurch

empfängt jedes Ding, empfängt jeder Mensch sich selbst, daß er sich

hingibt und aufopfert. Wenige ahnen, welche tiefe, die Welt hei-

lende und immer wiedererzeugende Bedeutung das Wort hat: „Ver-

lier es, um es zu besitzen!“ Je weniger der Mensch in seinem Grund

zu wohnen vermag, um so weniger besitzt er an innerer Wurzel

und Gegründetheit, an innerer Ruhe und Festigkeit. Dies alles

heißt aber zuletzt: an Dasein und an Persönlichkeit. Die friedlosen

Menschen und Dinge gebärden sich gar ungestüm in der Welt, aber

sie haben eine schwankende Wurzel und einen seichten Grund, dar-

um haben sie weniger Sein als der tief Gründende, Gediegene, sei-

nem Ganzen und seiner Mitte in Ruhe Einwohnende, Rückver-

bundene.

Wer dieser schlichten Lehre, die uns der Einblick in die Urweisen

des Seins erschließt, recht auf den Grund kommen will, wende sich

an unsere großen Dichter und Musiker und er wird das Dauernde

und Unverwüstliche alles dessen, was in der Tiefe der Ganzheit

wohnt, in seinem Gemüt erfahren. Auch die Weltgeschichte lehrt

dasselbe. Es ist dafür gesorgt, daß nicht das Seichte und Oberfläch-

liche, sondern nur das Tiefgegründete und Gediegene im Laufe der

Begebenheiten bestehen bleibt.

1

Vgl. § 14 und § 15, oben S. 150 ff. und 156 ff., sowie oben S. 217 f.