[306/307]
279
lichen Kategorien, sondern Seiten, Eigenschaften des Eigenlebens,
wie schon früher auseinandergesetzt wurde
1
.
Einen mechanistischen Anstrich erhielten diese Dinge erst, wenn
man den Ganzheiten mechanischen A u s g l i e d e r u n g s - /
z w a n g beilegen würde. Dann wäre praktisch eine der blinden
Notwendigkeit gleiche Sachlage gegeben. Aber dann wäre auch der
Begriff des Eigenlebens für die Ganzheit sowohl wie für das Glied
verneint, eine wesentliche Eigenschaft aller Ganzheit, womit sie
steht und fällt.
V. Unterschied, Gegensatz
In dem Satz: „Das Ganze stellt sich in den Gliedern dar“, ist die
namentlich von U 1 r i c i vertretene „Kategorie“ des Unterschei-
dens, Differenzierens, das heißt aber für uns des Unterschied-Set-
zens gegeben; damit ferner auch des Gegensatzes, allerdings des
gliedhaften Gegensatzes (der etwa dem conträren der Schullogik
entspricht, nicht dem kontradiktorischen oder ausschließenden Ge-
gensatz). Denn aus der Gliederung ergibt sich Unterschiedlichkeit
und die Unterschiedlichkeit schließt Gegensatz in sich.
Es steht demnach nichts im Weg, aus der Kategorie der Ausglie-
derung, insbesondere der Mit-Ausgliederung oder Gezweiung (Ge-
meinschaft), Unterschied und Gegensatz als Sonderbegriffe abzu-
leiten. Jedoch sind dann die Unterschiede als gliedhafte, also ein-
ander ergänzende und bedingende zu bestimmen; und ebenso die
Gegensätze. Der organische Unterschied und organische Gegensatz
kommt in der Gezweiung oder Gemeinschaft so sehr zur Geltung,
daß die Soziologie in ihrer konkreten Analysis darauf gestoßen
wird. Denn die Frage der „Gleichheit“ im gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Sinn ist nicht nur eine politische, sondern geht auf
das allgemeine Baugesetz der Gesellschaft und zuletzt jeder Ganz-
heit überhaupt zurück. In jeder Ganzheit herrscht o r g a n i s c h e
U n g l e i c h h e i t . Das Organische ist nicht homogen, das
Homogene ist nicht organisch.
Nicht um eine ursprüngliche, sondern um eine abgeleitete Kate-
1
Vgl. oben S. 134 ff. und 205.