280
[307/308/309]
gorie, und zwar der Ausgliederung, die insbesondere in der Mitaus-
gliederung oder Gemeinschaft in Erscheinung tritt, / handelt es sich
bei Unterschied und Gegensatz. Andererseits führt dieser Sonder-
begriff auf ontologische und logische Erörterungen, die hier zu weit
führen würden. In logischer Hinsicht geht jedenfalls so viel aus dem
Gesagten hervor, daß es dem reinen Wesen der Dinge nach nur den
konträren, nicht aber den kontradiktorischen Gegensatz gibt! Der
kontradiktorische Gegensatz beginnt erst im Bereich des Unvoll-
kommenen, Wesenswidrigen.
Zur Ausgliederung selbst ist noch zu sagen, daß sie nicht so sehr
Scheidung als positive Bestimmung der Glieder ist. Erst aus den
positiven Bestimmungen ergibt sich ja die Scheidung, ergeben sich
die Abweichungen, Unterschiede und daher auch die Gegensätze.
Demgemäß ist der Ganzheitslehre der reine Gegensatz und die
Negativität nicht wie für Heraklit und Hegel ein grundsätzlicher
Wesensbestandteil des Seins. Die Negativität, der widersprechende,
ausschließende (statt ergänzende) Gegensatz beginnt erst bei Ent-
artung der Ganzheit, beim Unganzheitlichen
1
.
VI. Quantität — Qualität
Da die Ganzheit eine sinnvolle Ausgliederung in sich schließt, ist
ihr der Begriff der Menge oder Quantität fremd. In der Ganzheit
gibt es keine Zahl. Der Mensch hat, ganzheitlich gesehen, nicht zwei
Hände, sondern eine rechte und linke Hand, Leistungsträger ver-
schiedener Art. Die Zahl entsteht erst, wenn von der Gliedhaftig-
keit abgesehen wird. Die Anwendung des Begriffes der Zahl ist
also erst möglich und notwendig, wo eine Ganzheit unendlich ferner
Ordnung, eine in ihren gliedhaften Zusammenhängen inhaltlich
nicht verstandene, nicht durchsichtige Ganzheit gegeben ist. Onto-
logisch ist absolut Unganzheitliches nicht denkbar (es wäre das
Nebeneinander und damit Nichtsein), daher können Zahl und /
Menge niemals eine ursprüngliche Seinsweise bilden. Sie geht nur
aus einer U n t e r s t e l l u n g hervor. Die Quantität ist nur ein
Hilfsbegriff. Demgemäß gibt es auch in der Logik in Wahrheit
1
Vgl. oben S. 148. — Vgl. ferner unten S. 301 f. über „Identität als Denk-
gesetz“.