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sondern eine S e l b s t g e s t a l t u n g ! Das was „neu“ an dem

Einfall, an dem erschauten Bild ist, schreibt sich von nichts anderem

her, hat weder Vater noch Mutter; es hat lediglich Vorgefundenes,

assistierendes Material und mit-aus- / gliedernde Gezweiung — das

sind aber nur Vorbedingungen des Schaffens, nicht sein inneres We-

sen. Hätte das Schöpferische selbst Vater und Mutter, dann wäre ja

wieder das Hervorgebrachte nur Umformung, nicht neu. Darum

gilt ferner: Auch der Gedanke des Gelehrten, der sich aus einer oder

mehreren Vorstellungen nur logisch „ableitet“, ist insofern aus

dem Nichts geschaffen, als er eben ein anderer Gedanke ist als seine

Vorfahren, die nur Pate stehen können bei der Geburt, aber ihn

nicht in dem Sinne gebären, als ob sie von ihrem Stoff dazu her-

gäben. „Schöpfung“ ist, um es zu wiederholen, kein Uberfließen und

auch kein bloßes Zusammenordnen dessen, was schon da wäre, denn

alles Neue an dem Geschaffenen war früher nicht und nirgends! In

diesem Sinn ist es aus dem Nichts.

Das tiefste und doch so offenbare Geheimnis aller Schöpfung

lehrt uns die Ganzheit verstehen. Es liegt darin, daß sich der Set-

zende von dem Gesetzten, der Wirkende von seiner Tat getrennt

findet. Dies muß man aber in dem Sinn verstehen, wie es die Weise

der Rückverbundenheit und der Satz: „Das Ganze geht in den Glie-

dern nicht unter“ — da es sie urbildlich in sich behält — verlangt,

und wie es oben durch genau zergliederte Beispiele erhärtet wurde.

Das Fichtesche Wort: „Das Ich setzt sich selbst“, sprach zuerst dieses

Geheimnis aus, denn es setzt sich selbst nur, indem es ihm selbst

etwas entgegensetzt, wodurch erst das Entgegengesetzte zum Objekt,

das Setzende zum Subjekt und somit auch erst der Schaffende selber

(als Schöpfer) wird.

Besteht aber jener Satz zu Recht: Der Wirkende und seine Tat

sind getrennt (in dem durch Rückverbundenheit bestimmten Sinne);

dann ist das Gewirkte etwas anderes als der Wirkende; das Ge-

w i r k t e i s t n i c h t e i n S t ü c k v o m W i r k e n d e n ,

kein Ausfluß, keine Emanation, Ab-Trennung, Ab-Teilung; es ist

aus dem „Inneren“, dem Unausgegliederten, dem Nicht- / Dasei-

enden und nur in diesem Sinne aus dem „Nichts“ gesetzt. Darum

ist notwendig der ausgliedernde Grund dem Glied gegenüber ein-

fach, unauflöslich, unoffenbar. Das W o r t N i c h t s i s t n u r

i n d e m S i n n z u n e h m e n , d a ß d e r A u s g l i e d e -