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Dennoch kann man vom sittlichen Bewußtsein als einem ursprünglichen Form-
elemente des Geistes oder einem formalen Apriori reden, aber nur in genau
bestimmtem Sinne.
Da die Liebeskraft und die Gezweiungsfähigkeit nicht ein inhaltliches Sonder-
gebiet des Geistes sind, das, wie man meint, aus bestimmten gesellschaftlichen Er-
fahrungen, aus n a c h t r ä g l i c h e n „Beziehungen“ des Ich zu anderen Men-
schen entsteht (die angeblich auf das Gegenstandsbewußtsein erst hinterdrein
folgten), vielmehr eine Urbeschaffenheit, und das heißt ein u r s p r ü n g l i c h e s
F o r m e l e m e n t des Geistes, so dürfen wir es als
arteigenes Apriori
des Gei-
stes bezeichnen. Dieses arteigene Apriori äußert sich als „Evidenz“ des r i c h -
t i g e n Enthaltenseins im objektiven Geiste oder als
Gewissen.
Gewissen ist die
Evidenz, die Bewußtseinsspiegelung der Mittewendigkeit. Das hingehend-verste-
hende Bewußtsein oder Gezweiungsbewußtsein wird dadurch die Grundlage des
s i t t l i c h e n B e w u ß t s e i n s , d e s B e w u ß t s e i n s r i c h t i g e n E n t -
h a l t e n s e i n s i m o b j e k t i v e n G e i s t e
1
.
Diese Gesichtspunkte werden wir in meiner „Gesellschaftsphilosophie“ weiter
zu verfolgen haben. — Von der Mittewendigkeit ist noch das Gute im Sinne der
Wiederherstellung des Vollkommenen zu unterscheiden.
III.
Die Selbstunterscheidung vom Gegenstande:
Das Gegenstandsbewußtsein oder Wissen
A. Z e r g l i e d e r u n g
Geht die in Kraft der Gezweiung erfolgende Annahme in den
Vollzug über, so ist mit ihr ein Sich-Unterscheiden des Ich von dem-
jenigen gegeben, das „angenommen“ wird, dem Eingegebenen als
einem G e g e n s t a n d e o d e r O b j e k t e . In der Annahme
wird das Gesicht durch die Unterscheidung von dem / eigenen Ich
e r g r i f f e n , zur eigenen Setzung des Ich gemacht, zu einem durch
diese Tat vom Ich Unterschiedenen, zum Nicht-Ich als einem „Ge-
genstande“. Es e n t s t e h t e i n I c h : G e g e n s t a n d - o d e r
S u b j e k t : O b j e k t - V e r h ä l t n i s .
In diesem Ich iGegenstand-Verhältnis liegt nichts Geringeres
als jene Ausgliederungstat beschlossen, die in der Folge zum Wis-
sen, zum Denken führt. Das geschieht auf folgende Weise.
Ist durch die Selbstunterscheidung die Schauung in Wirksamkeit
gesetzt und das Geschaute im Geiste erbildet, wovon unten in einem
1
Vgl. unten S. 278 ff.
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