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staltung der Begebenheiten, die man in fortlaufender Lösung und Verknüpfung,
in ruhigem Gange der Begebenheiten erblickt.
Ein solcher Blick in die Welt der Gestalten zeigt uns, daß das Ge-
staltete in Dichtung, bildender Kunst, Musik, Sprache und so fort
in allen seinen Teilen immer wieder nur Gestalt ist und nichts an-
deres, daß es notwendig durch und durch Gestalt ist! Der Gedanke
ist durch und durch Gedanke, Begriff; die Gestalt durch und durch
Gestalt, Ausdruck. Die Kategorien der Kunst sind überall Gestalt-
kategorien. Worin liegt hier der Unterschied zwischen Wissen und
Kunst? Das ist die entscheidende Frage.
Im Wissen erscheint der Gegenstand nur als G e h a l t , das heißt
als Gliederbau von Unterscheidungen, von Untergegenständen,
Merkmalen. Das Wissen zeigt nichts anderes als die Weiterführung
der Selbstunterscheidung des Ich vom Gegenstande durch weitere
Unterscheidungen im Gegenstande selbst. Diese Unterscheidung der
Gegenstandsglieder oder Gegenstandselemente (Gehaltselemente)
vollzieht sich, wie wir oben sahen, im Syllogismus, im analytischen
Urteile, im Allgemeinbegriffe
1
. — Anders in der gestaltenden, /
in der künstlerischen Tat des Geistes. Hier erscheint das Ein-
gegebene nicht in seiner Unterschiedenheit vom Ich, sondern: als
A u s d r u c k seines Gehaltes, als Gestaltung, Äußerung, Leib,
Wort des Gedankens, als „Sinnbild“ der Idee (wenn man so sagen
will), als sinnlich-leibliche Gestaltannahme der Idee, als „Zeichen“,
als Zeiträumlichkeit des Geistes, als seine Gebärde.
„Die Rose ist rot“, bedeutet als Wissen ein analytisches Urteil:
S ist P, das heißt nichts anderes als: der Gegenstand Rose hat als
Teil (Teilgegenstand, Untergegenstand, Eigenschaft) „rot“. Indem
an der Rose „rot“ unterschieden wird (S ist P, die Rose ist rot),
geschah nichts anderes als eine Fortsetzung der Unterscheidung. —
Das „Urteil“ „die Rose ist rot“ bedeutet aber in der Kunst etwas
anderes. Es bedeutet: die Blume der Üppigkeit, der Wonne, der
Liebe (Rose) hat auch die Farbe der Üppigkeit, der Wonne, der
Liebe (rot). Im logischen Urteile heißt es: Das Unterschiedene, der
Gegenstand, hat weitere Unterschiede, die Eigenschaften; im so-
genannten künstlerischen „Urteile“ heißt es: Gestalt besteht aus
Untergestalten, Gesamtausdruck aus Teilausdrücken! Hier haben
1
Vgl. oben S. 241 ff.