[285/286]
259
ihres Wesensverhältnisses zueinander auch die Erkenntnis der Sub-
stantialität, der unteilbaren Einheit des Geistes, insbesondere aber
der Einheit des Vollzugs. Im Vollzug entfaltet sich die Hingabe am
Wissen, das Wissen am Gestalten und an allem entfaltet sich der
Glaube, der der Annahme latent vorhergeht. Der V o l l z u g
o d e r d a s S c h a f f e n d e s G e i s t e s i s t a l s e i n e e i n -
z i g e u n t e i l b a r e T ä t i g k e i t z u v e r s t e h e n , trotz
der verschiedenen Seiten, verschiedenen inneren Grundbestandteile,
die sie in sich schließt. Ist der Vollzug oder das Schaffen eine Ein-
heit, so kann kein geistiger Akt (wiederum die Sinnlichkeit als
seine genetische Voraussetzung ausgeschlossen) möglich sein, der
nicht a l l e die genannten Seiten oder Grundbestandteile in sich
enthielte. Daher gilt:
Jede Vollzugshandlung schließt in sich Glauben, Gezweiungs-
bewußtsein, Wissen, Gestalten.
G e w u ß t w e r d e n , W i s s e n u n d G e s t a l t e n s i n d
g e g e n s e i t i g und bilden eine untrennbare Einheit. Es ist eine
einzige Tat, mit der sich der Geist in drei Weisen aus dem Geschaf-
fenwerden zum Schaffen erhebt; aber in dieser einen Schaffenstat
muß die eine oder andere Weise besonders hervortreten und h e r r -
s c h e n , so daß sie dann augenfällig als hingebender Geist, wissen-
der Geist oder gestaltender Geist erscheint.
Z u s a t z 1
Über die Frage der S y n t h e s i s , die nach dem dialektischen Verfahren im
Fortschreitungsgange des Geistes enthalten sein soll, siehe unten Seite 291 ff.
Z u s a t z 2
Das Wissen wird auch öfters bestimmt als bloße „ B e l e u c h t u n g e i n e s
G e g e n s t a n d e s“. Dies ist aber nichtssagend. Solchen Bestimmungen gegen-
über ist auch hervorzuheben, daß die Setzung des Ich keineswegs mit dem bloßen
Ich : Gegenstand-Verhältnis oder Subjekt : Objekt-Verhältnis allein bezeichnet
wird, wie wir wiederholt betonten.
Dies läßt sich aber auch vom Gegenstande selbst zeigen. Man muß in der
Natur des Gegenstandes oder Objektes fundamental unterscheiden:
1.
das subjektlose Objekt im Wissen (= sinnlicher Gegenstand, die äußere
Sinnlichkeit, dann nicht rückverbindend);
/
2.
das subjektseiende Objekt. Dies ist aber wieder zu unterscheiden: (a) als
das Du, der andere Geist in der Gezweiung; (b) der geschaute Gegenstand als