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virtuellen Synthesis, der Ganzheit in ihrem noch ideellen Sein (Vor-

sein). Wer mit der Setzung beginnt, beginnt von unten und will von

da hinaufgelangen. Er beginnt mit der Erzeugung des Gegenstandes,

des Anderen, der Natur, um von da zum Lichte des Geistes zu ge-

langen. Kann aber der Geist durch den Gegenstand erweckt werden?

Der Geist muß von einem anderen Geiste erweckt werden. — Und

ferner: Wer mit der Setzung beginnt, beginnt notwendig, wie Hegel

in seiner Logik es tun mußte, mit einem l e e r e n S e i n und will

fälschlich den I n h a l t der Setzungsschritte durch ein f o r m e l -

1 e s Schema (das heißt dialektisch) hervorbringen; und ihn damit

auch nachträglich, eben / durch die „Synthesis“, hervorbringen. —

Der G e i s t k a n n a b e r n i c h t „ s e t z e n “ , b e v o r e r

s e l b e r d a i s t , mehr noch: er kann sich darum vorher auch nie-

mals in seiner eigenen Tat etwas e n t g e g e n - setzen und noch

weniger sich daran (an dieser Aktion der Setzung, dem „Andern“,

der „Natur“) „aufheben“, wie Hegel sagte. Und er kann bei solchem

„Sich-Aufheben“ nicht „bei sich selbst bleiben“, wie Hegel weiter

will. Denn was sich aufhebt, bleibt nicht mehr bei sich selbst.

Man darf, so sagten wir, nicht mit der Setzung beginnen. Man muß mit der

Ganzheit beginnen, die ausgliedert, das heißt aber: die nicht e i n e Setzung

setzt, sondern Mit-Gesetzte setzt, in Gezweiung setzt (und zwar durch jeweils

schon vorgegeben Wirkliches

1

). Erkennt man, daß alles „Setzen“ in Wahrheit

„Ausgliederung“ ist, dann gibt es kein einfaches Setzen, sondern nur ein Mit-

einander-Setzen oder Mit-Ausgliedern. Das Mit-Ausgegliederte ist auch rückver-

bunden. Die ausgliedernde Ganzheit selbst ist die „Synthesis“, die Setzungen sind

ihre Glieder; diese Glieder können die Spannung — und +, das heißt, das Ge-

präge von bejahend und verneinend (gegeneinander), von These und Antithese

sehr wohl haben. Aber auch diese Vorzeichen müssen ihnen gliedhaft zukommen

und nicht in mathematischer Bedeutung des Gegenteils.

In diesem Sinne gilt: Die Setzung f o l g t aus einer „Synthesis“, sie bringt

eine solche nicht erst hervor. Nach Art der Ausgliederung betrachtet, ist die

Setzung Setzung einer Ganzheit. Dann ist aber das Ganze logisch früher als der

Teil, das heißt als die Setzung. Auch die Setzungen (die Gesetzten) setzen ihrer-

seits wieder, indem sie selber als Ganzheiten sich benehmen und ihre Setzungen

gliedhaft, das heißt in Gezweiung setzen usw.

Allein s c h o n d u r c h d e n S a t z : „ D a s G a n z e i s t v o r d e m

T e i l e “ , f ä l l t d i e N a c h t r ä g l i c h k e i t d e r S y n t h e s i s , f ä l l t d e r

B e g r i f f d e r „ S y n t h e s i s “ i m S i n n e e i n e s k o n k r e t e n S c h r i t -

t e s und damit der Begriff der „Synthesis“ überhaupt.

1

Siehe oben S. 98 ff.