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Man könnte nun einwenden: Scheint nicht das erfahrungsgemäß nachträgliche

Erwachen des Geistes n a c h Innewerdung des Gegenstandes, scheint nicht sein

Erwachen a m Gegenstande dem obigen zu widersprechen und der Hegelischen

Fassung recht zu geben? — Darauf ist zu erwidern: Das Ganze wird in den Glie-

dern g e b o r e n , stellt sich in den Gliedern / d a r , aber es entsteht nicht

n a c h t r ä g l i c h an Gliedern, es entsteht noch weniger in Synthesis. Das

Ganze ist schon im Vorsein, darum ist es die Voraussetzung für die Geburt der

Glieder. Mit einem Worte: Das Ganze ist vor den Gliedern, es ist gerade jene

„Synthesis“ — aber nicht jene, die zuletzt fertig wird, sondern jene, aus der sich

die Setzungen erst ergeben. In der Sprache der dialektischen Methode gesprochen,

würde das heißen: Die Synthesis ist vor Thesis und Antithesis; die aber beide

wieder nicht hintereinander, sondern als systematische Glieder (gegenseitige In-

halte) zu denken wären: Sie sind in Gezweiung.

Ausgliederung ist jener Begriff, welcher die „Synthesis“ zu ersetzen hat und

er enthält in dem notwendigen Unterschiede der Glieder dieselbe Spannung,

welche die dialektische Reihe enthält. Das Zeitliche und Geschichtliche an der

dialektischen Reihe ersetzt der Begriff der Umgliederung.

III. Das Verhältnis zum Sensualismus und Rationalismus

Die beiden großen Gefahren, die in der Geschichte der Seelen-

lehre sich immer wieder zeigen, sind der Sensualismus und der

Rationalismus. In Sophistik, Skepsis, Nominalismus, Empirismus,

Aufklärung und naturwissenschaftlichem Materialismus traten beide

in verschiedensten Gestalten immer wieder auf.

Die Mühsal unseres langen Weges führte uns schon einige Male

in den Kreis dieser Lehren. Die Wichtigkeit der Sache verlangt es

aber, daß wir uns abschließend nochmals mit ihnen auseinander-

setzen.

Der Geist ist weder Sinneserfahrung allein, noch Wissen allein;

er hat auf allen Stufen Irrationales in sich und ist Glaube, Gewußt-

werden, Annahme, Schauen, Wissen, Gestalten und Sinnlichkeit.

Damit ist der Standpunkt unserer Geisteslehre gegenüber dem

Rationalismus wie dem Sensualismus gekennzeichnet.

A. Der S e n s u a l i s m u s

Der Sensualismus erblickt in der Sinnesempfindung und ihrer

Weiterbildung, der Vorstellung, die Grunderscheinung alles Be-

wußtseins. Von der gesamten naturwissenschaftlichen Psychologie