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die Physik als letzte Gegebenheit genügt. Die p h i l o s o p h i s c h e

Denkaufgabe setzt erst hier ein. Deutet man, wie die Aristotelicus,

die Eigenschaften (Qualitäten) als „Formen“, dann könnte das, was

dem allgemeinen Raumkontinuum zugrunde liegt, als Inbegriff der

Potentialität oder „Material prima“ bestimmt werden. Dabei kann

die größenmäßige Bestimmtheit des Geschehens für das Verfahren

der Physik — allerdings nicht als erschöpfend für den gesamten

Naturverlauf — anerkannt werden. Die deutende Erschließung

einer solchen materia prima und ihre Begriffsbestimmung bleibt

somit der Philosophie frei. Ohne daß Mach und Jaumann von der

aristotelisch-scholastischen Naturphilosophie eine Ahnung hatten,

haben sie, so darf man in dem eben erläuterten Sinne sagen, deren

philosophische Grundsätze in ihrer Kontinuitätsphysik zu einer

rein physikalischen Verfahrenlehre umgebildet.

Auch für die ganzheitliche Naturauffassung, wie wir sie in diesem

Buche und in der „Kategorienlehre“ entwickelten, bleibt hier das

Feld frei. Es hindert nichts, das „eigenschaftbegabte Raumkonti-

nuum“ als die angenommene Gesamteinheit, als das unterstellte Ge-

samtganze der Natur zu betrachten, in welchem die einzelnen stoff-

lichen „Eigenschaften“ oder Erscheinungen in einem wenn auch

nur vermittelten Sinne als gliedhafte aufgefaßt werden.

Philosophisch gesehen ist es die Deutung der „Eigenschaften“

oder „Zustandsgrößen“ im Raumkontinuum, die den entscheiden-

den Fragepunkt bildet. Jaumann kennt im Grunde nur eine Sub-

stanz, das Gesamt-Raumkontinuum. An die Stelle der einzelnen

Substanzen oder Dinge mit Eigenschaften tritt / ihm der „eigen-

schaftsbegabte Raum“, er ist gewissermaßen die Gesamtsubstanz

— aber auch sie wird nicht als echte Substanz, nicht als Ganzheit

behandelt, wird nur als eine (wenn auch nicht gerade additive, son-

dern mathematisch-funktionale) Ansammlung von Eigenschaften

behandelt. Jaumann Stetigkeitsbegriff allein, der die Intensitäts-

veränderungen dieses Eigenschaftsgewebes durch Nahewirkungs-

und Differentialgesetze zur Darstellung bringt, kann dabei die Sach-

lage nicht grundsätzlich ändern. Daher genügt dies vom ganzheit-

lichen Standpunkte aus nicht. Der G a n z h e i t s b e g r i f f f o r -

d e r t e i n e w e n n a u c h n o c h s o v e r m i t t e l t g l i e d -

h a f t e D e u t u n g d e r „ E i g e n s c h a f t e n “ der Körper

und Zustände oder Substanzen. Zu diesem Zwecke muß unseres