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Die Idee ist unermüdlich und gleichsam unverdrossen am Werke,

sie kann sich darum niemals erschöpfen. In diesem ihren Wesen ist

der Bestand von Geist und Leben in der Welt verbürgt.

D. Das R e i c h d e r I d e e n

Bei Platon erscheinen die Ideen als ein Reich, als die „Gemein-

schaft der Geschlechter“,

κοινωνία τών γενών

1

. Eine nähere Bestim-

mung dieser Gemeinschaft gibt er nicht. Jedoch verkündet uns Pla-

ton, daß an der Spitze die „Idee des Guten“ steht, die doch zugleich

„jenseits“ der Ideen ist, die Gottheit selbst

2

.

Die spätere Zeit änderte daran nur dieses, daß sie die Ideen in

Gott verlegte, sie als die Schöpfergedanken Gottes erkannte. Diesen

Schritt, mit dem man über die Frage des eigenen Bestandes einer

jenseitigen Ideenwelt hinwegzukommen glaubte, müssen wir einer

näheren Betrachtung unterziehen.

1. Die I d e e n a l s G e d a n k e n G o t t e s

Schon bei Platon zeigt sich der Gedanke, daß die Ideen der höch-

sten Gottheit (der Idee des Guten) nahestehen und daß die Ideen

der Götterwelt angehören

3

. Wird diese Götter- / weit in die

schaffenden Kräfte der Gottheit selbst zurückgenommen gedacht,

wie dies das Christentum tut — was aber allerdings der Polytheis-

mus nur in sehr bedingter Weise zu denken vermag —, so erscheinen

die Ideen bereits folgerichtig als die Schöpfergedanken der Gottheit.

Diese „Gedanken“ sind allerdings nicht bloß verstandesmäßig zu

verstehen wie die menschlichen, sie sind schaffende Mächte, die Ur-

potenzen Gottes als des Schöpfers.

Mit Bewußtheit wurde dieser Schritt aber erst, wie wir früher

sahen

4

, von den Neuplatonikern und im Anschlusse an sie von den

1

Vgl. die Nachweise oben S. 406 f.

2

Vgl. oben S. 407 f.

3

Platon: Kratylos, 400 e ff. — Daß der Sophistes die Beseelung („Leben,

Seele und Geist“), die Gottähnlichkeit der Ideen lehrt, ist anerkannt. — Platon:

Sophistes, 248 e ff.; 248 a ff. und öfter; vgl. Timaios, 27 d (Die Ewigkeit der

Ideen); Gastmahl, 211 a; Kratylos, 400 e ff. — Dazu Carl Praechter: Die Philo-

sophie des Altertums, 12. Aufl., Berlin 1926, S. 333.

4

Siehe oben S. 425 ff.