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Dies ist der grundlegende Unterschied von jener Auffassung der
„Idee des Guten“, welche in dieser nur die „Idee der Ideen“, die
oberste Idee, erblicken will.
Schließlich ist es nicht überflüssig, sich noch ausdrücklich darauf
zu besinnen, daß Gott der Schöpfer und die Fülle der Gottheit mit-
einander nicht einerlei sind. Gott erschöpft sich nicht darin, Schöp-
fer zu sein. Ist doch selbst die Ganzheit in der Ausgliederung oder
Schöpfertätigkeit nicht vollkommen erschöpft, denn „das Ganze
geht in den Gliedern nicht unter“. / Die Trinitätslehre darf in die-
sem Zusammenhange geradezu als eine Kategorienlehre des inner-
göttlichen Lebens aufgefaßt werden. Sie beweist am besten, daß das
innere göttliche Leben unendlich viel reicher ist, als es die Begriffs-
bestimmung Gottes allein als des Schöpfers erlauben würde.
Der Begriff der Gemeinschaft der Ideen als eines ganzheitlichen
Gliederbaues ist es endlich auch, der uns dahin weist, daß nicht
neben und über dieser Welt noch eine Ideenwelt und beide unbe-
rührt voneinander, beständen. Das Reich der Ideen besteht wohl für
sich („über“ dieser Welt), da das Ganze in keinem Sinne in seinen
Gliedern untergeht; aber es besteht und wohnt über dieser Welt,
indem es als ausgliedernde, als gestaltende Wesenheit und Wurzel
dieser Welt wirksam ist. Die Ideenwelt besteht ü b e r dieser Welt
nur, indem sie in dieser Welt wirkt und lebt, ohne in ihr unter-
zugehen.
Auch jene Ideen, die sich nicht verleiblichen, das heißt nicht in
Gezweiung höherer Ordnung hienieden wirken, sind dennoch in
mittelbarer Verbindung mit dieser Welt zu denken.
3.
I d e e u n d E r k e n n t n i s .
D e r M e n s c h i n d e r I d e e n w e l t
Nur in übertragenem Sinne gilt das Platonische Wort, daß die
Idee „Gegenstand“ unserer Erkenntnis sei. Denn sie ist nicht in
demselben Sinne Gegenstand außer uns (Objekt) wie ein Stein
Gegenstand für das Auge ist. Sie steht dem erkennenden Geiste
nicht „gegenüber“ und wird auch in diesem genauen Sinne mit dem
„geistigen Auge“ nicht „wahrgenommen“, weil sie nämlich kein
Anderes als der Geist, kein Fremdes ist. Wäre die Idee dem Geiste
ein fremdes Anderes, dann müßte unser Geist ewig blind und leer