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Daß im neueren deutschen Idealismus, bei Schelling, Hegel und
Baader eine ähnliche Grundhaltung obwaltet, ist jedem Kenner be-
kannt. Doch würde es zu weit führen, das hier des näheren dar-
zulegen.
Der Gemeinschaft der Ideen entspricht die Gezweiung der Men-
schen. Daß der Mensch zur Verwirklichung geistiger Vorgänge der
Gezweiung mit anderen Menschen bedarf, daß die Idee im einzel-
nen Menschen nur durch Gezweiung mit anderen Menschen lebendig
werden kann, da die Sammlung unter ihrer Bedingung steht, das
zeigt, wie die Gesamtgemeinschaft der Menschen, die Menschheit,
ein Abbild der inneren Gemeinschaft der Ideen, das heißt der Ge-
samtidee, der Gattung Mensch, ist. Es ist ein und dieselbe Idee der
Menschheit, die sich im äußerlichen Lebenskreise als o b j e k t i v e r
Geist durch Geschichte und Staat darstellt, und die als E i n g e -
b u n g nach objektiver Ordnung in unserem, mittels der Gezwei-
ung bereiteten Geiste das Licht der Erkenntnis in uns aufleuchten
läßt.
Die Gemeinschaft der Ideen weist bereits auf den Übergang von
der Ideenlehre zur Sittenlehre und Gesellschaftsphilosophie hin. /
12 ff.; 39, 12; 141, 5 ff.: „Niemand weiß baß, was die Weisheit ist, denn der
die Weisheit hat; niemand weiß baß, was ewig Leben ist, denn das ewig Leben
selber.“ Vgl. 385, 25; 148. — Siehe auch Joseph Bach: Meister Eckhart der Vater
der deutschen Speculation, Wien 1864, S. 113. — Paulus: 1. Korintherbrief, 13, 12:
Ich werde erkennen gleichwie ich erkannt bin.