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Muns des Begriffes mit seinem Gegenstande“ erklärte. Die W a h r -

h e i t u n s e r e r E r k e n n t n i s i s t k e i n b l o ß e s „ B i l d

d e r We l t", ist k e i n e ä u ß e r l i c h e „ Ü b e r e i n s t i m -

n u n g d e s B e g r i f f e s m i t d e m G e g e n s t a n d e “ ,

s o n d e r n d i e W a h r h e i t i s t e i n e a u s u n s e r e r

G l i e d h a f t i g k e i t i n d e r I d e e n w e l t g e s c h ö p f t e ,

e i n e

d u r c h

i n n e r e

G e z w e i u n g

e r w o r b e n e

M i t w i s s e n s c h a f t m i t d e r s c h a f f e n d e n I d e e d e r

D i n g e s e l b s t . Sie ist nicht das Nachbilden, sondern das ak-

tuierende Denken des Urgedankens in uns. Erst m i t t e l b a r

wird Erkenntnis und Begriff zu einem „Bilde“ des Gegenstandes,

und zu einer „Übereinstimmung“ mit dem Gegenstande; insoferne

nämlich mittelbar, als unsere Sinneserfahrung den innerlich sich dar-

lebenden Gedanken (das intuitive, eingegebene Denken) entweder

vorerst auferwecken hilft, also vermittelt, anregt; oder ihn nach-

träglich bestätigt. Aber dieser nachträglichen Bestätigung oder Be-

währung oder „Übereinstimmung“ ist das wahre Denken schon

vorhergegangen. Darum kommen wir immer wieder zu dem Ergeb-

nisse unserer ,Geisteslehre' zurück. Geistestiefe ist nötig; Selbst-

vertiefung in den erhabenen Urzustand unseres Geistes, in die Ur-

Gezweiung unseres Selbstes mit der Geistes- oder / Ideenwelt ist

nötig, um zur Erkenntnis und zur Wahrheit zu gelangen.

Eben deshalb ist die Erkenntnis niemals etwas bloß „Rationales“,

„Intellektuelles“, Logistisches, Verstandesmäßiges, wie man heute

glaubt. Sondern Begriff und Erlebnis, Erkenntnis und Liebe, Ver-

stand und Gemüt sind unzertrennlich miteinander verbunden. Dies

ist die Befassung der Ideenwelt durch die Seele, welche macht, daß

die Erkenntnis keine bloß subjektive Denktätigkeit und auch keine

bloße rationale Tätigkeit des Unterscheidens und Verbindens im

Syllogismus, im begrifflichen Wissen sei, sondern mit tiefem Ent-

haltensein im Reiche des Erkannten, mit Gemütstiefe, mit Liebe

Hand in Hand gehen muß. Denn was ist die Liebe? Sie ist der Friede

der Seele, der Friede des Enthaltenseins im Höheren, der Überein-

stimmung mit dem Ganzen. Liebe deutet auf Einklang in der Ge-

zweiung, Gezweiung auf Ganzheit. So ist die Liebe das richtige

Enthaltensein im Höheren, worin sie ihre tiefste Einerleiheit mit

dem Erkannten in seligen Schauern entdeckt. Je tiefer der Geist im

Ganzen wurzelt, um so wesensnäher seine Erkenntnis, um so tiefer