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sche Formenlehre und die Kategorienlehren Fichtes, Schellings und

Hegels prüfend und überhöhend in sich einbezieht. Sie ist bis heute

noch nicht voll erfaßt, ernst geprüft und gewürdigt worden, aber

sie beginnt wirksam zu werden. Man hat ihr zu weit vorgetriebene

Vereinheitlichung, starren Monismus vorgeworfen, aber nur selten

versucht, sich wirklich mit ihr auseinanderzusetzen. Sie hat

an Wirklichkeitsbezug, Tiefe und Weite des Ansatzes nicht ihres-

gleichen in der Philosophie unserer Zeit. Bei aller Traditionsver-

bundenheit ist sie eine große, eigenständig-schöpferische Leistung,

die in hohem Maß entfaltungs- und entwicklungsfähig ist.

Sie ist die tragende Grundlage der Behandlung der metaphysi-

schen Problembereiche, die der vorliegende erste Teil des „Schöp-

fungsgangs des Geistes“ enthält. Der „Schöpfungsgang“ beginnt,

von der Ordnung der Wirklichkeit ausgehend, mit der Seinslehre,

der Ontologie, behandelt dann die Gotteslehre und geht dann über

zur Untersuchung der Ordnungen der beiden Grundbereiche, in die

die Wirklichkeit gegliedert ist: Geist und Stoff, stellt also die Un-

tersuchung des Seins vor die des Denkens. Das bedeutet aber kein

Geringschätzen des denkenden Erkennens. Im Gegenteil: das Den-

ken ist Spann die höchste Form des Seins“, der denkende Geist das

führende Seiende, so sehr, daß nur das Denkbare wirklich ist, hin-

gegen das, was nicht widerspruchslos gedacht werden kann, auch

nicht ist.“

1

So ist für Spann die Logik, da die Wesensbestimmungen des Den-

kens auch solche des Seins sind, auch Seinslehre, oder Ontologie. In

seinem großen Spätwerk, der „Ganzheitlichen Logik“, führt er den

Zusammenhang von Denken und Sein auf die dem Denken voran-

gehende Eingebung zurück. Diese aber wieder beruht auf der un-

mittelbaren R ü c k v e r b i n d u n g des menschlichen Geistes mit

der Gesamtordnung des Seins. Nur aus diesem metaphysischen

Axiom können nach Spann das Denken, sein Seinsbezug und seine

Leistungen verstanden werden.

Die Geschichte und die Erfolge des denkenden Erkennens auf al-

len Gebieten der Wissenschaft sind Spann Hinweis, ja unwiderleg-

bares Zeugnis dieser Rückverbindung des menschlichen Geistes mit

der ganzheitlichen Ordnung des Seins.

Die ganzheitliche Ordnung aller Wirklichkeit und die Rückver-

1

Siehe oben S. 17.