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501

bindung des menschlichen Geistes mit ihr sind die tragenden Pfei-

ler der Metaphysik Spanns. Denken und Wirklichkeit aber haben

ihren Ursprung in der schöpferischen Urmitte alles Seins, in Gott.

Alles Seiende ist von ihm geschaffen, aus diesem Geschaffenwerden

folgt seine Ebenbildlichkeit mit Gott, aus dieser wieder das stän-

dige Weiterschaffen, die Ausgliederung.

Die Lehre von der Ausgliederung läßt Spann die Problematik:

Beharren und Veränderung des Seins in einer alle bisherigen Lö-

sungsversuche an Einsicht überragenden Weise bewältigen.

Der zweite Abschnitt der Ontologie bringt in knapper Fassung

Spanns Kategorienlehre. Spann leitet die Kategorien aus der Er-

kenntnis der Wirklichkeit ab. Er wußte, daß alle Versuche, sie aus

dem Begriff des Seins als solchem oder aus dem Bewußtsein zu ge-

winnen, scheitern mußten. Die Wirklichkeitsbezogenheit seines

Denkens ließ ihn den gegenteiligen Weg gehen. „Die Kategorien

können nur aus dem jeweiligen Wissen von der Welt geschöpft wer-

den, die Kategorienlehre schöpft aus den jeweiligen tätig geübten

Verfahren der Wissenschaften und bestimmt diese wieder.“

1

Diese

realistischen Grundlagen der Metaphysik Spanns aufzuzeigen, ist

zur Entkräftung der immer wiederkehrenden Behauptungen von

der Wirklichkeitsferne seines Denkens auch heute noch nötig. In

bewundernswerter Klarheit stellt Spann am Beginn des Abschnittes

über die Kategorienlehre den Weg seines Denkens dar: „Aus der

Erkenntnis der Welt schöpfen wir die Erkenntnis der Kategorien

oder Urweisen des Seins, diese erst führen zum Begriff des Seins.

Das Sein kann nur auf Grund der Kategorien erkannt und bestimmt

werden.“

2

Die Ableitung der Kategorien im Schöpfungsgang des Geistes be-

schränkt sich auf das Wesentliche und verweist für alles weitere auf

die große Kategorienlehre. Doch birgt sie viele neue Aspekte und

Einsichten.

Nach der Grundthese: „ A l l e s S e i n i s t g a n z h e i t l i -

c h e r A r t “ entwickelt sie die vier das Wesen der Ganzheit be-

stimmenden Axiome:

(1)

Das Ganze als solches hat kein Dasein.

(2)

Es wird in den Gliedern geboren.

1

Siehe oben S. 35 f.

2

Siehe oben S. 35.