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d i e P h i l o s o p h e n K ö n i g e i n d e n S t a a t e n w e r -

d e n , oder die jetzt Könige und Machthaber Genannten echte und

rechte Philosophen, und nicht dies in eines zusammenfällt: staat-

liche Macht und Philosophie, aber die vielen Naturen derer, die

jetzt eines vom anderen getrennt verfolgen, mit Gewalt ausgeschlos-

sen werden, so g i b t e s . . . k e i n A u f h ö r e n d e r Ü b e l

f ü r d i e S t a a t e n und auch, glaube ich, fürs Menschenge-

schlecht“ — lautet der berühmte Ausspruch Platons, der, wie An-

dreae entdeckte, genau in der Mitte des „Staates“ steht

1

. Die Wei-

sen auszuwählen, zu erziehen und an die Spitze der Staatsleitung

zu stellen, das ist der erste Grundgedanke der Platonischen Lehre,

dem zuliebe er sogar die Familie zertrümmert und im Wächter-

und Herrscherstande Gemeineigentum einführt. Denn es soll sich

kein fester Herrscherstand, der erblich wäre, bilden. Diesem Zwecke

dient ein wohlausgedachtes E r z i e h u n g s s y s t e m , das bis zum

fünfunddreißigsten Jahre dauert und stets nur die Besten beibehält,

um sie auf immer höhere Stufen der Ausbildung, zuletzt der Philo-

sophie, zu führen. Doch kann die Platonische Erziehungslehre hier

nicht dargestellt werden

2

.

Hierin findet auch die A b l e h n u n g d e r G l e i c h h e i t

durch Platon ihre tiefste Begründung und die Aufrichtung einer

Stufenordnung oder Hierarchie. Die Gerechtigkeit, das G u t e

s o l l h e r r s c h e n , nicht ein einzelner Mensch als Subjekt ge-

nommen.

Das Gute soll von den Besten erforscht, die Idee soll von ihnen

erschaut werden. An diejenigen, die sie nicht erschauen können, sie

daher auch nicht ganz kennen und verstehen, soll das Erschaute von

den Weisen autoritativ weitergegeben werden. „Damit auch solch’

ein Mensch“ (der sinnlich-begehrliche) „von einer gleichen Kraft

beherrscht werde wie der edelste, darum, sagen wir, müsse er ihm

dienen, dem edelsten, der in sich das Göttliche zum Herrscher hat,

und glauben . . . , daß es jedem besser sei, vom Göttlichen und Gei-

stigen beherrscht zu werden, am meisten, wenn er es als eigenes in

sich hat, andernfalls, wenn es von außen über ihm steht, damit wir

1

Platon: Staat 473d—e; Staatsschriften, herausgegeben von Wilhelm Andreae,

Teil 2: Staat, Bd 2: Einleitung usw., Jena 1925, S. 54.

2

Eine solche gibt Walter Becher: Platon und Fichte, Die königliche Erzie-

hungskunst, Jena 1937.

3*