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„werc unde zit sint verlorn mit einander, werc als werc, zit als zit“; aber

. . diu fruht des Werkes belibet“, nämlich im Geiste des Menschen, der es getan

1

.

Wichtig erscheint es uns nun im Zusammenhange seiner Sitten-

und Gesellschaftslehre, wie Eckehart das Zustandekommen eines

Werkes erklärt. Er sagt:

. . der geist, uz dem daz werc geschiht, der l e d i g o t s i c h d e s b i l d e s

(des zu wirkenden Werkes. Daher:) . . . Sol er iht me würken, das muoz sin mit

a n d e r e n werken (auf Grund anderer Bilder) und ouch in einer anderen zit.

Her umbe so werdent werc unde zit einez mit dem anderen verlorn, boese unde

guot, sie sint doch gelich verlorn . . ,“

2

.

Dabei ist wesentlich, was im Geiste geschieht:

„... mit dem werke lediget sich der mensche und v o n d e r l e d i k e i t s o i s t

e r s e i n e m b e g i n n e g l i c h e r u n d e n a h e r d e n n e e r v o r w a s ,

e daz diu lidikeit geschehe .. . (Dabei aber ist das Werk an sich) noch guot noch

heilic noch selic, mer: der mensche ist selic, in dem diu f r u h t d e s W e r k e s

b e l i b e t , nicht als zit noch als werc, sunder als ein guot getat, diu da e w i g

i s t m i t d e m g e i s t e , a l s d e r g e i s t o u c h e w i g i s t a n i m e s e l -

b e r . . .“

3

.

Wie ersichtlich, stützt Eckehart seine Lehre von der Frucht der

guten und bösen Tat im Geiste auf die U n s t e r b l i c h k e i t

d e s G e i s t e s :

„.. . wan diu fruht des Werkes . . . belibet in dem geiste und ist g e i s t

m i t d e m g e i s t e unde wirt als lützel ze nihte als l ü t z e l d e m g e i s t e

s i n w e s e n z e n i h t e w i r t.“

4

Diese Lehre hat grundlegende Bedeutung für Eckeharts gesamte

Lebensauffassung, denn sie l e g t d e m M e n s c h e n d i e

P f l i c h t z u r T ä t i g k e i t a u f ! Ohne Tätigkeit kann sich

der menschliche Geist nicht verwirklichen:

„Und als vil sich der mensche me ledigende ist und uz würkende, als vil

n a h e t e r g o t e , der lidig ist in ime selber; . .. und als vil er sich gelidiget

het mit guoten werken die wile er in totsünden was, als verre t u o t er

e i n e n g e l i c h e n i n s l a c mit gote sich ze vereinende . . .“

5

Damit ist das Wesen des Werkes auch von dem inneren Leben

des Geistes aus gekennzeichnet:

„. . . werc antwürtet dem geiste . . . daz antwürten ist anders niht, wan daz der

geist geedelt wirt von der getat.“

6

1

Meister Eckhart, herausgegeben von Franz Pfeiffer, Leipzig 1857, S. 72,

Zeile 4, und S. 73, Zeile 2 f.

2

Meister Eckhart, ebenda, S. 72, Zeile 24 ff., S. 73, Zeile 1 ff.

3

Meister Eckhart, ebenda, S. 72, Zeile 34 ff.

4

Meister Eckhart, ebenda, S. 73, Zeile 31 ff.

5

Meister Eckhart, ebenda, S. 73, Zeile 38 f., und S. 74, Zeile 2 ff.

6

Meister Eckhart, ebenda, S. 74, Zeile 19 ff.