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Gegenstand, wie kommt die Natur dazu, erkannt zu werden?“
1
;
Antwort: „Weil in ihr selbst Verstand ist, weil sie selbst Geist ist.“
.. Das, worin kein Verstand wäre, könnte auch nicht Vorwurf
des Verstandes sein, das erkenntnislose Selbst könnte nicht erkannt
wer- / den.“
2
Hier wird der Kantisch-Fichtische Gedanke des Apriori
endlich mit voller Entschiedenheit zur Objektivität, zur Onto-
logie gewendet: Die Dinge sind unabhängig vom einzelnen Ich,
aber nicht unabhängig von den transzendentalen Prinzipien. Diese
sind in unserem Verstande und in der Natur
3
. Für Schelling
ist die Natur der Stufengang des Geistes, die Odyssee des Geistes,
in der zuletzt der Mensch schlafend seine Heimat findet.
Dem entspricht die Gesellschaftsphilosophie Schellings als eine
von Anbeginn nicht-individualistische. Das Geistige ist ihm ein
eigenes Reich, eine „zweite Natur“; daher, so dürfen wir erläutern,
der Mensch Glied des Gesamtgeistes, nicht autarker Einzelgeist.
Der Einzelne ist nur in der Kette der kosmisch-geistigen Darstel-
lungen des Absoluten gegeben. Daher ist Schellingen nicht eigentlich
die Gesellschaft das Problem, sondern der Einzelne in ihr. Die
Geburt des Endlichen aus dem Unendlichen, des Einzelnen aus dem
Kosmos — das ist das eigentliche Kernstück der Schellingischen Me-
taphysik wie der Gesellschaftsphilosophie. Man darf sagen, Schelling
gehe nicht wie Fichte vom Einzel-Ich, sondern vom Metaphy-
sisch-Überindividuellen aus, daher er schließlich auch das Gesell-
schaftlich-Überindividuelle suchen muß. Wenn dies auch von ihm,
der nie eine ausgeführte Sitten- und Gesellschaftslehre vorlegte,
in den Anfangsschriften nicht ganz festgehalten wird — im „System
des transzendentalen Idealismus“ (1800) wird noch das Recht aus
dem Bellum omnium contra omnes, also rein individualistisch, ab-
geleitet
4
! —, so ist es doch der Sinn seiner Lehre. In den genialen
„Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums“ (1803)
1
Vgl. Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: Sämtliche Werke, Abteilung i,
Bd 1, Stuttgart 1856, S. 343 ff., 360 ff. und öfter.
Kuno Fischer: Schellings Leben, Werke und Lehre (= Geschichte der neueren
Philosophie, Bd 7), 4. Aufl., Heidelberg 1923, S. 318. — Schellings Schriften zur
Gesellschaftsphilosophie, herausgegeben von Manfred Schröter, Jena 1926, S. 71 ff.
und öfter.
2
Schelling: Sämtliche Werke, Abteilung 1, Bd 1, Stuttgart 1856, S. 382 ff.
3
Schelling: Sämtliche Werke, Abteilung 1, Bd 10, Stuttgart 1861, S. 93—95.
4
Schelling: Sämtliche Werke, Abteilung 1, Bd 3, Stuttgart 1858, S. 584 f.