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sei der Zweck des Staates, die Bürger besser zu machen

1

, so ist hier

dasselbe auf noch allgemeinere Weise ausgesprochen.

Mit diesem großartigen Begriffsbau führte Hegel das aus, was

seine Vorgänger nur forderten. Der Staat ist nun in keinem Sinne

mehr ein Äußerliches; auch der Subjektivismus ist ausgetilgt, die

Lehren vom Urvertrag und vom Vorrang des Subjektes verschwin-

den.

Allerdings versuchte Hegel, den sittlichen Vorgang und das Leben

des Einzelnen im Staate nicht durch den Begriff der Gezweiung

(oder einen der Gliedhaftigkeit des Menschen in der Gemeinschaft

entsprechenden Begriff) zu begründen, wozu wir doch bei F i c h t e

wenigstens den deutlichen Anfang finden, indem er sagte: „Sollen

Menschen überhaupt sein, so müssen mehrere sein.. .“

2

; und wozu

in der R o m a n t i k vielfältige Ausführungen vorhanden waren,

die Hegel hätte benützen können. Wir verweisen hier nur auf

A d a m M ü l l e r

3

u n d a u f B a a d e r

4

.

/

Wie Adam Müller

5

und die anderen Romantiker sucht auch Hegel das tiefste

Wesen des K r i e g e s . Das Sittliche des Krieges liegt ihm im Verhältnisse der

Staaten zueinander: in der inneren Bewährung des Staates (Krieg-Feuerprobe)

und in der sittlichen Bewährung der Bürger: „Es ist notwendig, daß das End-

liche, Besitz und Leben, als Zufälliges gesetzt werde“; der Krieg ist also der

Zustand, „in welchem mit der Eitelkeit der zeitlichen Güter... ernst gemacht

wird .. .“

6

D i e G e s c h i c h t s p h i l o s o p h i e Hegels enthält bahnbre-

chende Gedanken. Das Ziel der Geschichte ist die volle Entwicklung

des Geistes. „Was der Geist will, ist, seinen Begriff zu erreichen

7

.“

Das wird in der „Logik“ Hegels zeitlos aufgefaßt, in der Ge-

1

Platon: Staat, 487a; Platons Staatsschriften, herausgegeben von Wilhelm

Andreae, Teil 2: Staat (= Die Herdflamme, Bd 6), Jena 1925.

2

Siehe oben S. 60.

3

Schon vor Hegel sagt Adam Müller: „Der Staat ist die Totalität des Le-

bens … “ A d a m Müller: Die Elemente der Staatskunst, Öffentliche Vorlesungen

1808—1809, herausgegeben von Jakob Baxa (= Die Herdflamme, Bd 1), Jena

1922, S. 66

.

4

Uber B a a d e r siehe Franz von Baaders Schriften zur Gesellschaftsphilo-

sophie, herausgegeben von Johannes Sauter (= Die Herdflamme, Bd 14), Jena

1925, und mein Buch: Die Haupttheorien der Volkswirtschaftslehre auf lehr-

geschichtlicher Grundlage, 26. Auflage, Heidelberg 1949, S. 112 ff.

5

Adam Müller: Die Elemente der Staatskunst, Jena 1922, S. 80 ff.

0

Hegel: Rechtsphilosophie (= Die Herdflamme, Bd 11), Jena 1927, § 324.

7

Hegel: Philosophie der Geschichte, herausgegeben von Friedrich Brunstäd

(= Reclams Universalbibliothek, Bd 4881—4885), Leipzig 1907, S. 97.