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der einzige Begriff, der das unseres Erachtens leistet, der Begriff

der Gliedhaftigkeit des Einzelnen

1

wird bei Hegel nicht entwik-

kelt. Jener Begriff aber, der ihn ersetzen soll, der dialektische Set-

zungsschritt, das „Moment“ im dialektischen Hergange, vermag die

Selbständigkeit des Einzelnen nicht zu begründen. — Hieraus folgt

uns auch ein Mangel in der Sittenlehre, der darin besteht: daß der

Einzelne zuerst seine Triebe als ein immerhin Zufälliges in sich

vorfinden soll und / erst n a c h t r ä g l i c h das Allgemeine sich ein-

zubilden, sich mit ihm zu erfüllen habe, wodurch der sittliche Vor-

gang eingeleitet würde

2

. — Der Begriff der Gliedhaftigkeit des

einzelnen Geistes enthebt uns von Anbeginn aller dieser Schwierig-

keiten. Was Glied ist, hat sich zwar mit dem Ganzen zu erfüllen und

findet in sich die Mängel seines Ganzen wie seiner eigenen Glied-

haftigkeit gehäuft vor (wer in einem schlechten Staate, in einer min-

der vollkommenen Religion und Kirche aufwächst, übernimmt da-

von die Mängel und muß daran leiden); aber es ist nicht das Zu-

fällige und Chaotische dabei das Bestimmende und Wesentliche,

sondern der Umstand: daß nach dem Begriffe der Gliedhaftigkeit

dem Einzelnen ein Grundstock von Allgemeinheit und geistiger

Vollkommenheit oder Gesundheit von Anbeginn eigen sein muß,

soll der Vorgang der Vervollkommnung beginnen können und

Grund unter sich haben. Das Ganze muß der Anlage nach im Gliede

da sein. Doch ist dies erst später zu entwickeln

3

.

e.

In Hegels Geschichtsphilosophie scheint uns die Vermengung

von rein begrifflicher (zeitloser) Entfaltung mit zeitlicher Entwick-

lung das Bedenkliche. Ferner fragt es sich, wie weit der begrifflich-

dialektische Fortgang auf einen naturalistischen Evolutionismus

hinauslaufe. Zwar ist dieser Fortgang rein geistig bestimmt, im Er-

gebnisse aber gleicht er sehr dem evolutionistischen Fortschritte.

f.

Dialektisches Verfahren

4

g.

Mit besonderer Heftigkeit warf man Hegel von mancher Seite P a n -

t h e i s m u s vor. Gewiß nicht ganz mit Unrecht. Jedoch lag in seinem System

1

Vergleiche dazu: Gesellschaftslehre, 3. Aufl., Leipzig 1930, S. 113 ff.

und 131; Kategorienlehre (= Ergänzungsbände zur Sammlung Herdflamme,

Bd 1), 2. Aufl., Jena 1939, S. 56 ff.; Der Schöpfungsgang des Geistes (= Er-

gänzungsbände zur Sammlung Herdflamme, Bd 3), Jena 1928, S. 526 ff.

2

Siehe oben S. 66 ff.

3

Siehe unten S. 95 und Drittes Hauptstück, Sittenlehre.

4

Siehe oben S. 66 ff.