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6. Wollen und Handeln
Mit diesem ungeheuren Reichtum der Eingebung und der Sinn-
lichkeit beladen, schafft der Geist weiter: seine letzte Phase ist die
letzte Summe aus seinem Geschaffenwerden. Die Summe des in
Wissen, Kunst, in der Sinnlichkeit Geschaffenen wird gezogen im
W o l l e n u n d H a n d e l n . Indem uns dasjenige, was wir wissen
(denken), was wir künstlerisch gestalten, sinnlich erleben, zum
Z i e l e wird, ziehen wir die letzte Summe unseres Daseins.
Die entwickelten Begriffe geben eine Grundlegung der Sozial-
philosophie, soweit die Geisteslehre sie zu leisten hat. „Handeln“
ist ein ähnliches „Schaffen aus Geschaffenwerden“, wie Wissen und
künstlerisches Gestalten, jedoch auf der letzten Stufe. Alles frühere
Schaffen und Geschaffenwerden, das sich auf den anderen Stufen
vollzogen hat, wird jetzt zu Ende geführt, alles Angesammelte
fruchtbar gemacht. Was im S c h a u e n
a n g e s a m m e l t
w u r d e , f l i e ß t i m W i r k e n ü b e r . Daher zeigt sich erst
im Handeln der ganze Mensch.
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7. Die Freiheit des Geistes
Wir sahen den Begriff der Freiheit in einer herrlichen Weise bei
Hegel entwickelt als „Bei-sich-selbst-Sein des Geistes“
1
. Dieser
Begriff war für eine Geisteslehre, die in einem be- / stimmten
Grundakte, der Selbstsetzung, das eigentlich Wesentliche des Geistes
sah, hinreichend. Denn damit war die Freiheit in dem entscheiden-
den Geistesakte aufgezeigt.
Für unsere Geisteslehre aber, die einen Stufenbau von Phasen zur
Darstellung bringt, genügt das nicht. Wir müssen die Freiheit in
jedem Akte mit seinem arteigenen Phasenwerte wieder aufzeigen.
Der G l a u b e entzieht sich der Freiheit, denn er besteht im
Enthaltensein des Menschen in einem Höheren. Dieses Enthaltensein
kann wohl aufgedeckt werden, aber an sich ist es schon da. Der
Glaube selbst ist latent gegeben, er kann nur (mit Hilfe des Wissens,
Gestaltens usw.) entfaltet werden — worin aber Freiheit liegt!
Die E i n g e b u n g ist ebenso gegeben, auch sie entzieht sich der
Freiheit. Der Dichter, der Denker, der Staatsmann wird geboren,
1
Siehe oben S. 70.