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dings ist trotzdem die Wirtschaft nicht im heutigen Sinne „kapita-
listisch“. Denn sie bleibt zum großen Teile noch organisiert, wie
auch m a g i s c h - r e l i g i ö s bestimmt (heiliges Geld, Verbindung
von Erzeugung und Kultus, von Verbrauch und Kultus).
Die von Rodbertus
1
und Karl Bücher
2
vertretene, noch heute herr-
schende Anschauung, daß sich die Wirtschaft in der Stufenfolge: indivi-
duelle Nahrungssuche, geschlossene Hauswirtschaft, Stadtwirtschaft,
Volkswirtschaft, entwickelt habe; und daß die Antike in der Hauptsache
über die Hauswirtschaft nicht hinausgekommen sei, ist irrig
3
. Letzteres
trifft nicht einmal ganz für die römische Kaiserzeit zu, in der das Auf-
kommen riesiger Latifundien allerdings eine gewisse Rückbildung der
hochentwickelten Verkehrswirtschaft zur mehr naturalen Gutswirtschaft
herbeiführte. Büchers Stufenlehre ist g e s c h i c h t l i c h u n d t h e o -
r e t i s c h f a l s c h , ist flacher Darwinismus. Zu keiner Zeit gab es streng
geschlossene (autarke) Hauswirtschaft, stets war sie in jene größeren
Zusammenhänge eingegliedert, die wir heute „volks“- und „weltwirt-
schaftlich“ nennen. Es gab immer Volks- und Weltwirtschaft. („Indivi-
duelle Nahrungssuche“ gab es nie!)
Im A l t e r t u m war aber außer der inneren Beruhigung der
Wirtschaft, die aus ihrer Organisiertheit folgte, auch eine geringere
Achtung der Arbeit infolge der Sklaverei den Wirtschaftswissen-
schaften hinderlich; im M i t t e l a l t e r hinwider, bei hoher Wert-
schätzung der Arbeit, der asketische Lebenszug. Dennoch weisen
die Anfänge unserer Wissenschaft ins Altertum zurück.
Platon (
347 v. Chr.) und Aristoteles (
322 v. Chr.) haben eine be-
deutende Staatslehre hervorgebracht, doch sind in wirtschaftswissen-
schaftlicher Hinsicht fast nur die Betrachtungen des Aristoteles über
das Geld, den Zins und die Besteuerung wichtig geworden
4
. Das Wesen
des Geldes erblickt Aristoteles darin, den Tausch von Gebrauchsgütern
zu vermitteln, das heißt, Tauschmittel zu sein. Für sich aber ist es un-
fruchtbar, es w i r f t k e i n e „ J u n g e n “ (was zugleich „Zins“, τδχος
heißt), es kann von selber keine Güter hervorbringen. Der Zins ist daher
verwerflich. Diese Ansicht hat später auf das Mittelalter stark eingewirkt.
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1
Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, Jena 1865.
2
Karl Bücher: Die Entstehung der Volkswirtschaft, 1893, 17. Aufl.,
Tübingen 1926.
3
Vgl. Eduard Meyer: Die wirtschaftliche Entwicklung des Altertums,
Jena 1895.
4
Vgl. Platon: Staatsschriften, griechisch und deutsch, übersetzt, erläu-
tert und eingeleitet von Wilhelm Andreae, 2 Teile, Jena 1923—1925
(= „Die Herdflamme“, Bd.5 und 6). — Aristoteles: Politik, griechisch und
deutsch, herausgegeben von Franz Susemihl, Leipzig 1879; Die Lehrschrif-
ten, herausgegeben, übertragen und in ihrer Entstehung erläutert von
Paul Gohlke, Paderborn 1947 ff.
5
Uber Platons Rechtsbegriff siehe S. 36, über seinen sogenannten So-
zialismus siehe S. 166.