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Sehr wichtig ist dann die m e r k a n t i l i s t i s c h e Z o l l -
p o l i t i k : Beseitigung der Ausfuhrzölle, ja, wenn nötig, Förde-
rung der Ausfuhr durch Ausfuhrprämien; dagegen Hinderung der
Einfuhr durch hohe Einfuhrzölle oder durch Einfuhrverbote. So in
Frankreich Colberts einheitlicher Zolltarif (1664), in England Ent-
wicklung dahin besonders seit 1692. In Deutschland, wo die innere
Zersplitterung einen einheitlichen Zolltarif unmöglich machte, sollte
das Ziel namentlich auch durch Luxusgesetze erreicht werden, um
den Verbrauch ausländischer Erzeugnisse einzudämmen. Diesen Ein-
fuhrbeschränkungen entsprachen hinwider: freie Ein-/fuhr der Roh-
stoffe, welche das Ausfuhrgewerbe zu verarbeiten hat, und Verbot
der Ausfuhr von Rohstoffen der inländischen Industrie. (Friedrich
der Große setzte z. B. auf die Ausfuhr der Schafwolle Leibesstrafen.)
Weitere Maßnahmen waren: s t a a t l i c h e U n t e r s t ü t -
z u n g e n u n d S t e u e r f r e i h e i t für die Manufakturen, An-
legung von staatlichen Fabriken (Beispiel: Porzellan).
Andererseits sollte aber auch durch die obrigkeitliche Ü b e r -
w a c h u n g der gesamten Erzeugung nach eingehenden Reglements,
bis auf Einzelheiten der Verfahren, das Gewerbe technisch auf der
Höhe gehalten (daher auch die vielen Betriebsvorschriften im mer-
kantilistischen Schrifttume); ebenso sollten durch Beaufsichtigung
des Verkaufes die Verbraucher geschützt werden. Hier zeigt sich,
wie die Merkantilpolitik doch auch die stadtwirtschaftlichen Über-
lieferungen pflegte.
Ein ferneres Mittel merkantiler Politik war die Gründung von
K o l o n i e n u n d H a n d e l s k o m p a n i e n sowie die För-
derung der Schiffahrt. Besonders bedeutend waren die Englisch-
ostindische Kompagnie (gegründet 1600; 1661 mit dem Recht, in
nichtchristlichen Ländern Krieg zu führen und Frieden zu schließen,
ausgestattet) und die Niederländisch-ostindische Kompagnie (1602).
Weiter sollte zur Stärkung der Großgewerbe eine B e v ö l k e -
r u n g s - u n d L o h n p o l i t i k getrieben werden, die billige
Arbeitskräfte sicherstellte. Denn für den „ewigen Arbeiterstand“
der Manufakturen waren damals Arbeitskräfte nicht leicht zu haben.
Dies suchte man einerseits dadurch zu erreichen, daß man die
Vermehrung der Bevölkerung förderte: Aufhebung der Ehever-
bote, Prämiierung kinderreicher Ehen; andererseits sollten durch
billige Lebensmittel die Arbeitslöhne niedrig gehalten werden. Zoll-