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faßt wird, ist sie subjektiver Geist. Sowohl das „subjektiv“ wie das
„objektiv“ sind nach ganzheitlicher Auffassung nur verhältnis-
mäßig, nur g e g e n s e i t i g denkbar nach dem Satze: „Das Ganze
wird in den Gliedern geboren“.
Damit haben wir analytisch das Über-Dir in Gesellschaft und
Geschichte aufgewiesen. Allerdings ist zu sagen, daß die rein ana-
lytische Betrachtung in sich selbst zu dem ontologischen Schlusse —
das heißt dazu, daß das ganzheitliche Über-Dir nun auch ein über-
individuelles S e i n haben müsse — nicht unbedingt kommen muß.
Darum ist wohl analytische Gesellschaftslehre ohne die Annahme
eines realen objektiven Geistes möglich (diese Gesellschaftslehre
kann sich mit dem Ganzheitsbegriffe rein g e f ü g e m ä ß i g be-
helfen — aber Gesellschaftsphilosophie ist ohne diese Annahme
allerdings nicht möglich
1
)!
1
Siehe meine Abhandlung: Ein Wort an meine Gegner auf dem Wiener
Soziologentage, in: Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie, Bd 6,
München1927, S. 335 f.