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des Gegenstandes und damit wieder vom Besonderen zum Allge-
meinen führt, überall selbst zur Kunst; d e n n d a s A l l g e -
m e i n e i s t j a s c h o n d i e I d e e , ist dasjenige, was in der
Gestalt geschaut wird! Auch als „zerlegendes“ breitet das Wissen
seinen Gegenstand nicht nur aus, sondern faßt ihn auch zusammen,
hält sein allgemeines Wesen fest und drängt damit auf die höhere
Gattung, auf ein Ziel hin, das der Kunst eigen ist. — Zum andern
erweist sich dasselbe aus der Voraussetzung des Wissens. Wissen-
schaft ist überall als ein Zwischenzustand zwischen Glauben und
Kunst zu begreifen, dessen Ende in der Wiedergewinnung des An-
fanges liegt. Das Wissen drängt dazu, seine Glaubensgrundlage auf
einer höheren Stufe zu erneuern: Wissen des Gegenstandes will als
Wissen von Gestalt gläubiges Wissen werden, das Zerlegte will
wieder zur Unmittelbarkeit kommen! Denn überall wird in der
Kunst die Trennung von Subjekt und Objekt, die im Wissen des
G e g e n s t a n d e s liegt, als Schauen (der Gestalt) zur Einheit ge-
bracht und in der Einheit des kosmischen Ganzen aufgehoben. In
diesem Stücke ist alle Kunst Philosophie und alle Philosophie Kunst.
Von dieser Aufhebung des Widerspruches durch die Kunst darf
Novalis mit tiefstem Rechte sagen:
Hingesenkt in Schauen,
Kann mir dem Irdischen nicht grauen.
In diesem doppelten Sinne ist es wahr, daß sich Wissenschaft in
der Kunst vollende. Das lehrt auch die Geschichte. In jeder großen
Kulturepoche war die wesenhafte Wissenschaft von einer großen
Kunst begleitet, gestaltet, sie war die Voraussetzung der Kunst.
Nicht gerade im Kopfe des einzelnen / Fachforschers muß oder kann
sich dieses so vollziehen; aber als Teilinhalt der Gesellschaft begrün-
det Wissenschaft die Kunst und vollendet sich in ihr. Jede Wissen-
schaft, welche die Probe der Kunst nicht zu bestehen vermag — dar-
unter verstehe ich vor allem die Möglichkeit plastischer oder auch
sinnbildlicher V o r s t e l l u n g ihrer Grundgedanken —, ist un-
vollkommen, ja in demselben Maße auch unwahr! Sie kann das Un-
vorstellbare, Ungestaltbare, das heißt künstlerisch unvollziehbare
Gedanken, noch bedingt verwerten, nämlich als „Hilfsannahmen“
und „Arbeitshypothesen“, aber nicht als sachliche Wahrheiten. Wis-
senschaftliche Wahrheit muß gestaltbar, künstlerisch vollziehbar sein.