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den Vorrangstufen überhaupt. Es bedeutet: daß die Vorränge nicht
nur vom jeweils begrifflich Früheren zum jeweils begrifflich Spä-
teren unmittelbar fortschreiten, sondern auch durch die ganze
Stufenfolge — vermittelt — hindurchgehen. Das jeweils Nachge-
ordnete nimmt nicht nur sein unmittelbar Vorgeordnetes auf, son-
dern mit diesem zugleich a l l e ihm vorgeordneten Teilinhalte.
Durch diesen Gestaltwandel hindurch ist die ganze Reihe eine Ein-
heit.
Darum gilt:
(3)
R e l i g i o n i s t v o r W i s s e n s c h a f t u n d K u n s t ;
aber Religion will sich durch Wissenschaft in Kunst verwandeln;
und will in dieser Verwandlung zu konkreter Wirklichkeit gelan-
gen. Mit den früheren Worten: Religion will sich durch gläubiges
Wissen des Gegenstandes in metaphysisches Schauen der Gestalt
(Kunst) verwandeln und in dieser Verwandlung zu voller Wirklich-
keit gelangen.
Kehrt demnach in der Kunst das Religiöse in neuer Gestalt wie-
der; so hat Kunst, ebenso wie Wissenschaft, dennoch ein Arteigenes,
ein Neues in sich, das sie eben zur Kunst und nicht / etwa zu einem
Ableger oder einer Abwandlung der Religion oder Wissenschaft
oder Sittlichkeit macht. Als das N a c h g e o r d n e t e nach dem
Wissen nimmt Kunst das Element des Wissens wie auch jenes des
Religiösen in sich auf und stellt es in ihrer Weise dar; sie ist bei
alledem — um das zu wiederholen — weder eine Abart des einen
noch des andern, sondern schreibt sich von sich selber her. Was sich
von sich selber herschreibt, ist aber darum nicht autark oder
autochthon, sondern bleibt Glied einer Ordnung.
Auch die Kunst wird nochmals überhöht, aber nicht durch eine neue, arteigene
Stufe des Geistes, sondern nur durch eine Gesamtvereinheitlichung des ganzen
lebendigen Geistes. Was als Gegenstand gewußt und als Gestalt geschaut ist,
wird in der höheren Einheit von Schauen, Wissen, Gestalten und Wirken zur
W e i s h e i t , die ebensowohl Gotteslehre wie Welt- und Lebenslehre ist.
Eine eigene Vereinheitlichung der Kultur in der „Weisheit“ — als Teilinhalt
der Kultur — anzunehmen ist indessen darum nicht nötig, weil die Einheit der
Gebiete R e l i g i o n - W i s s e n - K u n s t wesensgemäß schon dadurch gesichert
ist, daß der d u r c h g ä n g i g e V o r r a n g d e s R e l i g i ö s e n gewahrt
bleibt. Solange eine Kultur in der Einheit des Religiösen, Metaphysischen befaßt
ist, bedarf es keiner eigenen Bemühung, in Philosophie oder Weisheit sie hinter-
drein noch zu vereinheitlichen. Die metaphysische Philosophie sehen wir dann
vielmehr selbst aus jener Einheit hervorwachsen. Nur wenn diese Einheit ge-
stört wurde — durch Individualismus und Aufklärung, durch daraus folgendes