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B. Das merkantilistische Schrifttum

Die wichtigsten Schriftsteller, welche die Grundsätze des Merkanti-

lismus entwickelten, waren in Frankreich: J e a n B o d i n (Six livres de

la république, 1577), bei dem sich die erste ausdrückliche Formulierung

merkantilistischer Maßregeln findet, M o n t c h r é t i e n (Traité de l’éco-

nomie politique, 1615), der zum ersten Male den Namen „politische Öko-

nomie“ gebrauchte; in England: T h o m a s M u n (Englands treasure by

foreign trade, etwa 1630 verfaßt, erschienen 1664; Englands Schatz durch

den Außenhandel, deutsch von R. Biach, Wien 1911), welcher Ausfuhr von

Geld zum Zweck der Verwendung im Außenhandel empfahl. Muns Büch-

lein gewährt den besten Einblick in die Gedankenwelt des Merkantilis-

mus. Ferner: D a v e n a n t (

1714), auf dessen Bedeutung Sombart hin-

wies. Wichtig ist sodann das berühmte Werk „Compendious or brief Exa-

mination of certain ordinary Complaints of divers of our Countrymen in

these our Days“, 1581, das man früher einem W i l l i a m S t a f f o r d zu-

geschrieben hat, dessen wahrer Verfasser aber bis jetzt nicht mit Sicher-

heit festgestellt werden konnte. Gerade dieses Werk, in dessen Mittel-

punkt die oben erwähnte Teuerung steht, entwickelt umfassend die

Grundsätze der älteren englischen Merkantilpolitik. Weiter: C h i l d ,

„Observations concerning Trade“, 1688 und später J a m e s S t e u a r t

(geboren 1712 zu Edinburgh,

1780): „An Inquiry into the Principles of

Political Economy“, 1767, „Untersuchungen über die Grundsätze der

Volkswirtschaftslehre“, deutsch von John, 3 Bände, Jena 1913 f. Steuart

war einer der bedeutendsten Theoretiker und Systematiker des Merkan-

tilismus, schrieb aber zu einer Zeit, als dessen Herrschaft bereits durch

den Physiokratismus und Adam Smith verdrängt wurde, so daß er gerin-

gere Beachtung fand. Die Gleichsetzung von Reichtum und Edelmetall-

vorrat lehnte er ab; in seiner / Preislehre und seiner Bevölkerungstheorie

ist er ein Vorläufer von Malthus. — Von Italienern wären etwa zu nen-

nen: A n t o n i o S e r r a (Breve trattato etc., 1613), M o n t a n a r i (Deila

moneta, 1630), B e l l o n i (Dissertationi sopra il Commercio, 1750) und

G e n o v e s i (Lezioni di Commercio ossia di Economia Civile, 1765).

Als deutsche Abart des Merkantilismus erscheint die sogenannte

Kameralwissenschaft (von camera, fürstliche Schatzkammer) — eine Zu-

sammenfassung von Volkswirtschaftslehre, Finanzwissenschaft, Verwal-

tungsrecht und Technologie. Sie befaßt sich außer mit wirtschaftstheore-

tischen und wirtschaftspolitischen („polizeiwissenschaftlichen“) Fragen

auch mit der Finanzverwaltung der Landesfürsten, den Verwaltungs-

technologien und Kunstlehren von Gewerbe, Handel, Landbau, Industrie

und Bergbau. Zum älteren Kameralismus (welcher die Wirtschaft den

Ständen überließ, sich daher mehr auf staatliche Rechtsfragen be-

schränkte) rechnet man: G. O b r e c h t (Professor in Straßburg, 1547

bis 1612), C h r . B e s o l d (1577—1638), K a s p a r K l o c k (1583—1655).

Einen auf dem Gedanken des Wohlfahrtsstaates aufbauenden Merkanti-

lismus, der jedoch zugleich zum Teil scholastische Überlieferungen be-

wahrte, vertritt die jüngere Kameralistik. An ihren Beginn kann man die

sogenannten „Sächsischen Münzschriften“ setzen (W. L o t z, Die drei

Flugschriften über den Münzstreit der sächsischen Albertiner und Erne-

stiner um 1530, Leipzig 1893); B. L e u b e r (Ein kurtzer Tractat Von der

Müntze, 1624; vgl. K. G. Wessely, Ein vergessener Kameralist, Schmollers