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F ü n f t e r A b s c h n i t t

Rückblick auf den Vorrang

XVII.

Das Wesen und die Arten des Vorranges

Erst jetzt, nachdem wir unseren ganzen Weg zurücklegten, ver-

mögen wir das Wesen und die verschiedenen Arten des Vorranges /

ganz zu überblicken. Der begriffliche Vorrang, die logische Priori-

tät, ist keineswegs eine einheitliche Erscheinung. Wir haben viel-

mehr nach allem Betrachteten zu unterscheiden: den Vorrang zwi-

schen geistigen Teilinhalten untereinander; den Vorrang zwischen

den geistigen und handelnden Teilinhalten; und schließlich den

Vorrang zwischen der höheren und niederen Stufe. Diese Vorränge

sind verwandt, aber nicht einerlei. Dazu kommt noch die Werdens-

folge oder der genetische Vorrang. Wenn dagegen im aristotelischen,

scholastischen und neuscholastischen Schrifttum bisher ununterschie-

den das von Natur oder das begrifflich Vorgehende (das

πρότερον τή

φύσει

)

dem für uns Früheren, das heißt dem zeitlich Früheren

(dem

πρότερον προς ημάς

), einfach gegenübergestellt wird, so

hat unsere Untersuchung ergeben, daß diese Unterscheidung, obzwar

sie durchaus grundlegend ist und das herrlichste Geschenk für die

reinen Geisteswissenschaften, doch nicht genügt, um alle Verschie-

denheiten, die im Vorrange liegen, aufzunehmen.

A. Der V o r r a n g z w i s c h e n T e i l i n h a l t e n

1. Der Vorrang zwischen geistigen Teilinhalten

Der Vorrang zwischen geistigen Teilganzen ist als b e g r ü n -

d e n d e r o d e r f u n d i e r e n d e r zu bestimmen. Die Sätze

„Glaube ist vor Wissen“, „Wissen ist vor Kunst“ lehren deutlich,