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k ö n n e
1
.“ Hierin soll nach Kant sowohl die „oberste Norm“
gegeben sein („Norm“ drückt zugleich das Imperativische, Befeh-
lende aus); wie auch der Gegensatz zur Neigung. Und darin liegt
ihm wieder der Gegensatz „Au t o n o m i e d e r M o r a 1“, das
ist ihre lediglich innerliche Gültigkeit für das Ich gegen eine an-
gebliche „He t e r o n o m i e d e s R e c h t e s“, das heißt ledig-
lich äußerliche, fremde Gesetzlichkeit, von außen an den Menschen
herantretend. Endlich liegt darin, wie erwähnt, auch der Formalis-
mus der Ethik beschlossen. So Kant.
Indessen sind das lauter Fehlbegriffe. Denn das Normierende,
Imperativische des „Sittengesetzes“ liegt in Wahrheit in der Gültig-
keit des Vollkommenen gegenüber dem Unvollkommenen; und
diese Gültigkeit zuletzt, wie oben gezeigt, in der Gesolltheit alles
Seins, das heißt aber: schon im B e g r i f f e d e s V o l l k o m -
m e n e n ü b e r h a u p t l i e g t G ü l t i g k e i t , Gesolltheit, da-
her auch Normierung; nicht erst im Sittlichen, das nur eine be-
sondere Form ist, wie das Vollkommene gilt und normiert, nicht
die einzige / Form. Denn es gibt ja auch eine logische und eine ästhe-
tische Vollkommenheit, welche gilt und normiert, sogar eine staat-
liche und wirtschaftliche
2
.
Was dann den berühmten G e g e n s a t z v o n P f l i c h t u n d
N e i g u n g , den Kant aussprach, anlangt, so liegt er nicht im
Pflicht- und Tugendbegriffe an sich selbst, sondern in der Rang-
höhe der jeweiligen Tugend oder Pflicht. Je höher die Tugend in
der Rangordnung steht, um so mehr hat sie unter sich. Erst das,
was unter ihr ist, kann als „Neigung“ in G e g e n s a t z zu ihr
treten, nämlich dann, wenn es über die richtige Gliedhaftigkeit hin-
aus entwickelt ist. Es kommt also dabei zuletzt nicht eigentlich auf
den Charakter als p s y c h o l o g i s c h e Neigung und t r i e b -
h a f t e Neigung an, sondern auf das richtige Maß, die richtige
Verhältnismäßigkeit im Gliederbau.
Auch der Kantische Gegensatz „A u t o n o m i e d e r M o r a l “
u n d „ H e t e r o n o m i e d e s R e c h t e s “ verschwindet, sobald
die Verbindlichkeit in beiden Fällen die gleiche Quelle hat. Es ist
1
Vgl. Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft (= Kants Werke,
herausgegeben von der Kgl. preußischen Akademie der Wissenschaften, Bd 5),
Berlin 1908, S. 39 ff.
2
Siehe oben S. 182 ff. und 198 f.