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tum; und kein Held ohne den inneren Grund des Schauens, ohne

innere Frömmigkeit und Richtung auf die Heiligkeit! Der größte

Heilige ist auch der größte Held; der größte Held, der „lichte Held“,

ist nicht ohne einen verborgenen Grund von Heiligkeit.

Die letzten Tugenden entsprechen auch den letzten Gütern: den

Gütern des Geistursprünglichen und des Handelns; in diesen aber

dem Höchsten: dem Metaphysischen im Geiste und der vollkom-

mensten, das heißt tatkräftigsten Form des Handelns. (Hier Form

nicht Inhalt!, da das Handeln keinen eigenen Inhalt hat, sondern ihn

vom Geiste hernimmt.)

Es ist ersichtlich, daß die D e m u t zur Tugend des Schauens ge-

hört. Denn Versenkung ohne Willfährigkeit ist nicht möglich; und

diese eben ist die Demut. In beiden aber, in der Versenkung wie in

der Willfährigkeit, liegt auch die Hingegebenheit, die A u f -

o p f e r u n g beschlossen. Da der Held ohne die Grundlage des

Schauens nicht möglich ist, kommt ihm auch aus diesem Grunde

Hingabe, Selbstaufopferung zu. Während der Gegenpol der Ver-

senkung, der Hingabe im Schauen, die Willfährigkeit, Demut, ist,

ist jener der Hingabe im Handeln die T a t k r a f t und die in ihr

liegende B e h a r r l i c h k e i t im Ausführen des Geschauten.

Heiligkeit und Heldentum sind als die letzten, höchsten Tugen-

den keimhaft in jeder besonderen, arteigenen Tugend enthalten.

Der Künstler, der Denker, der Erfinder muß von der Tugend des

Schauens haben: Versenkung und Willfährigkeit. Und je größer sein

Gegenstand, um so metaphysischer das Geschaute. Und entspre-

chend: der Staatsmann, der / Politiker, der Organisator, der Wirt-

schaftsführer, der Beamte, der Arbeiter, sie alle müssen von der

Tugend des Helden haben, indem sie dasjenige, was ihrem Handeln

als Sinn und Wesen zugrunde liegt, nicht nur erleben, schauen, son-

dern es auch mit Tatkraft ergreifen. Ein Stück Schauungskraft und

dadurch einen Anklang an das Heilige hat jeder Tätige, denn alles

Schauen schmeckt metaphysisch; ein Stück Tatkraft und Beharrlich-

keit und dadurch einen Anklang an das Heldentum hat jeder Schau-

ende, denn das Heben des Schatzes erfordert Anstrengung, Kraft,

Beharrlichkeit im Wirken.

Dieses Ergebnis entspricht auch dem Satze der Güterlehre, daß

das jeweils höhere Gut in allen niederen enthalten sei. Gott als das

höchste Gut ist in allen anderen enthalten (freilich nicht auf pan-