[173]
271
rechtes entschied, über J o h a n n e s A l t h u s i u s (1557—1638)
1
,
H u g o G r o t i u s (1583—1645)
2
bis zu T h o m a s H o b b e s
(1588—1679)
3
, B a r u c h
S p i n o z a (1632—1677)
4
, J o h n
L o c k e (1632—1704)
5
, D a v i d H u m e (1711—1776)
6
und
zur französischen Aufklärung, welche diese Entwicklung fortsetzte,
geht eine einzige große Linie.
Von p h i l o s o p h i s c h e n G r u n d l a g e n im unmittel-
baren Sinne kann man beim Merkantilismus nicht sprechen, da er
im wesentlichen kein begriffliches Lehrgebäude, sondern mehr eine
Summe praktischer Maßnahmen ist. Aber mittelbar wirkt sich in
ihm doch die Philosophie aus, sofern sie nämlich mit dem indivi-
dualistischen Naturrecht verbunden ist. Allerdings ist es nicht der
naturrechtliche Gedanke der Freiheit des Einzelnen, der im Merkan-
tilismus zur Geltung kommt, vielmehr sind es die z e n t r a l i s t i -
s c h e n Z ü g e , die dem individualistischen Naturrechte eigen
sind, da im Urvertrag alle Bürger unmittelbar einer Zentralgewalt
ihre Rechte abtreten. Zentralisation ist für jedes Merkantilsystem
grundlegend. Nur durch Zentralisation kann der wirtschaftliche
Monopolgedanke, der Gedanke der Handelsbilanz, der Manufaktur-
förderung verwirklicht werden. — Die Idee der Volkssouveränität
selbst kam nur mittelbar im Merkantilismus zur Geltung, nämlich
insofern, als der vollkommene Primat des Staates gegenüber der
Kirche, den der Merkantilismus betätigte, sich als Folge der Lehre
von der Volkssouveränität ergab, wie ja auch Marsilius ausdrücklich
lehrte
7
.
1
Johannes Althusius: Politica methodice digesta et exemplis demonstrata,
Herbornae 1614. — Über Althusius und die Entstehung des modernen Natur-
rechtes überhaupt vgl. Otto von Gierke: Johannes Althusius und die Entwick-
lung der naturrechtlichen Staatstheorien, 3. Aufl., Breslau 1913.
2
Hugo Grotius: De iure belli ac pacis libri, Amstelodami 1631.
3
Thomas Hobbes: Leviathan, or the matter, forme and power of a Common-
wealth ecclesiastical and civil, London 1651.
4
Baruch Spinoza: Ethik, übersetzt und mit einer Einleitung und einem
Register versehen von Otto Baensch (= Philosophische Bibliothek, Bd 92),
6. Aufl., Leipzig 1905; Theologisch-politischer Traktat, übertragen und mit Ein-
leitung, Anmerkungen und Registern versehen von Carl Gebhardt (= Philo-
sophische Bibliothek, Bd 93), 4. Aufl., Leipzig 1922.
5
John Locke: Two treatises on civil government, 2. Aufl., London 1887.
6
David Hume: A treatise on human nature, London 1928; Essays moral,
political and literary, London 1875; Discours politiques, Amsterdam 1757.
7
Vgl. Reinold Seeberg: Lehrbuch der Dogmengeschichte, Bd 3 (Mittel-