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Vorhandenen an Waren und Wirtschaftsmitteln, das organische Zusammenstim-

men der Teile der Volkswirtschaft gegenüber dem Getrenntsein, dem (schein-

baren) Selbständigsein der Teile und endlich der Nutzen, der Gebrauchswert —

n i c h t s w e n i g e r a l s U r s a c h e , S i n n u n d S e e l e a l l e s W i r t -

s c h a f t e n s ! Von jenem einen Gesichtspunkt des Umsatzes, des Tauschwertes

aus betrachtet, muß eben das volkswirtschaftliche Bild notwendig verfälscht wer-

den. Die Wertrechnung ist es nun, die als das Schöpferische der Wirtschaft be-

trachtet wird, nicht aber die Gestaltung der Wirtschaft, die doch in Wahrheit

erst die Quelle der Wertbildung ist — eine rechte Kaufmannsökonomie

1

!“

Die notwendigen w i r t s c h a f t s p o l i t i s c h e n

F o l g e -

r u n g e n aus diesen Lehrbegriffen sind jene des laissez faire. Wirt-

schaftliche Freiheit und freier Wettbewerb sind die Grundsäulen der

Smithischen Wirtschaftspolitik.

/

Die Kollektiverscheinungen der Wirtschaft entstehen nach Smith

ohne Absicht der Einzelnen. Niemand will z. B. das Geld erfinden;

sondern indem jeder im Tausche je die absatzfähigste Ware an-

nimmt, entsteht mit der Zeit selbst das Geld. Gerade dieser Gedan-

kengang ist methodologisch wie philosophisch von Bedeutung. Denn

rein mechanische, automatische Wirkungen sind es, die zur Entste-

hung zweckmäßiger Gesamteinrichtungen führen sollen. Z w e c k -

m ä ß i g e s s o l l o h n e Z w e c k a b s i c h t e n e r r e i c h t

w e r d e n . Zweckmäßiges soll mechanisch entstehen — ein Ge-

danke, den später der Darwinismus erst planmäßig ausführt.

2. Von David Ricardo bis zu John Stuart Mill

Was Ricardo und seine Nachfolger leisteten, ist nichts grundsätz-

lich Neues, aber die unerläßliche Ausgestaltung und Festigung der

utilitarischen und individualistischen Wirtschaftstheorie und der

materialistischen Auffassung aller Wirtschaftsvorgänge. Bei Smith

waren die neuen Linien noch nicht überall genau sichtbar, die Fol-

gerungen noch nicht überall streng gezogen, Sinn für Wirklichkeit,

reiche Beobachtungsgabe und Vielseitigkeit bewahrten ihn wenig-

stens davor. Erst durch D a v i d R i c a r d o (1772—1823)

2

wurde die Wirtschaftslehre überall zu einer Wert-Rechentheorie.

1

Die Haupttheorien der Volkswirtschaftslehre, 26

.

Aufl., Heidelberg 1949, S.64.

2

Sein Hauptwerk ist: On the Principles of political economy and taxation

(1817), 3. Aufl., London 1821, deutsch von Heinrich Waentig unter dem Titel:

Grundsätze der Volkswirtschaft und Besteuerung (= Sammlung sozialwissen-

schaftlicher Meister, Bd 5), 3. Aufl., Jena 1923.