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Linz, oder verschiedener Staaten, z. B. in Wien und Zürich, mitein-
ander Geschäfte machen. Und es ist darum, so könnte man diesen
Gedanken auch ausdrücken, willkürlich, gerade die Privatbilanzen
von Wien bis Passau zu summieren, ebensogut könnte man die von
Linz und Zürich zusammenzählen. — Der Begriff der Handels-
bilanz ist nach dieser Lehre theoretisch grundsätzlich unhaltbar und
wirtschaftspolitisch bedeutungslos
1
.
Außerdem regelt sich nach ihr, wie früher erwähnt, der Geldumlauf
entgegen der Handelsbilanzlehre „automatisch“: Kommt infolge einer
günstigen Handelsbilanz mehr Geld ins Land, so steigt die Geldmenge,
infolgedessen steigen die Preise des Inlandes im Verhältnisse zum Aus-
lande ( „ Q u a n t i t ä t s t h e o r i e “ ) , infolgedessen steigt wieder die Ein-
fuhr. Darum ist es das beste, wenn sich die Regierungen in den Handel
gar nicht einmischen ( „ F r e i h a n d e l s l e h r e
a.
Die g e s c h i c h t l i c h e Schule nimmt einen vermitteln-
den Standpunkt ein und sagt: Die Handelsbilanz ist nach geschicht-
lich wechselnden Verhältnissen zu beurteilen; die merkantilistische
Auffassung von ihrer Bedeutung ist daher übertrieben und schablo-
nenhaft; praktisch leistete sie jedoch für die damalige Zeit sehr viel,
da aus der Naturalwirtschaft aufstrebende Länder fast nur durch
aktiven Warenhandel ihre auswärtigen Schulden zahlen und ihre
inneren Umlaufsmittel vermehren können; heute haben aber ge-
rade die reichen Länder eine passive Handelsbilanz.
Dieser Standpunkt der „geschichtlichen Relativität“ ist unhaltbar, da
damit über die grundsätzliche Bedeutung der Handelsbilanz nichts aus-
gesagt ist. Mit bloßer Theorielosigkeit kann man eine Theorie nicht wider-
legen.
b.
Die r e a l i s t i s c h e Schule (eine Abart der geschichtlichen)
sagt etwa: Die Merkantilisten haben Unrecht, weil sie von der Han-
delsbilanz statt von der Zahlungsbilanz sprechen, gerade die reichen
Länder haben infolge ihrer auswärtigen Kapitalanlagen eine passive
Handelsbilanz.
Dieser Einwand ist geschichtlich nicht richtig, da den Merkantilisten
jener Unterschied nicht unbekannt war; theoretisch aber oberflächlich,
denn er gibt keine Lösung, sondern läßt die Frage nach der Bedeutung
der Aktivität und Passivität für die Zahlungsbilanz offen.
c.
Die u n i v e r s a l i s t i s c h e Schule erkennt dagegen den
Begriff der Handelsbilanz grundsätzlich an. Die Handels- und Zah-
1
So Adam Smith, unter vielen Neueren z. B.: Leo Petritsch: Die
Theorie der sogenannten günstigen und ungünstigen Handelsbilanz,
Graz 1902.
2
Siehe unten S. 71 und 101.