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ist, nämlich eine Bilanz der Leistungen. Die Aktivität oder Passi-

vität der Zahlungs- und Handelsbilanz ist daher wirtschaftspolitisch

von grundlegender Bedeutung — d i e s i s t d i e g r o ß e u n d

b l e i b e n d e

W a h r h e i t

d e r

m e r k a n t i l i s t i s c h e n

H a n d e l s b i l a n z l e h r e .

/

Demgemäß lösen sich alle Schwierigkeiten der Handelsbilanz-

lehre folgendermaßen auf: Die „Handelsbilanz“ ist ein echter Kol-

lektivbegriff; aber es kommt nicht unmittelbar auf ihre Aktivität

und Passivität, auch nicht auf jene der Zahlungsbilanz, an; es kommt

auf die Produktivitätsbilanz oder, wie wir sie nennen wollen, auf

die Fruchtbarkeitsbilanz an, das heißt auf den sachlichen Sinn der

Aktivität oder Passivität. Nicht das Hinweg- oder Hinzukommen

von Mengen an Geld oder Gütern ist maßgebend, sondern der Sinn,

die Bedeutung dieser Mengen für den Gliederbau der Volkswirt-

schaft. Die bloßen Zahlen der Handelsbilanz sagen für sich noch

nichts, sie müssen erst in Leistungen innerhalb der Wirtschaft auf-

gelöst, sie m ü s s e n a u s M e n g e n i n B e d e u t u n g e n

v e r w a n d e l t w e r d e n . Eine solche Aktivität z. B., die auf

„Ausverkauf“ beruht, wie jene Deutschlands während der Inflation,

ist schädlich; eine solche Passivität dagegen, die auf produktiven

Schulden beruht, nützlich. Selbst eine auf Jahrzehnte hinaus passive

Zahlungsbilanz muß also kein Zeichen von Verarmung sein! Denn

wenn die Schulden nicht dem Verbrauche dienen, sondern z. B. in

Bodenverbesserungen und Fabriken fruchtbare Anlage finden (wie

in aufstrebenden Kolonien), bewirken sie Hebung des Wohlstandes.

Nichts anderes als die fruchtbare oder unfruchtbare E i n g l i e -

d e r u n g von Ein- und Ausfuhrmengen in den Gliederbau der

Volkswirtschaft sowie die Folgen für die Veränderung dieses Glie-

derbaues, die U m g l i e d e r u n g s f o l g e n , sind maßgebend.

Ein Mangel des Merkantilismus ist es, daß er das Verhältnis der Volks-

wirtschaften, untereinander oft genug p r i v a t w i r t s c h a f t l i c h

auffaßte, als ob es darauf ankäme, zur eigenen Bereicherung den Nach-

barn übers Ohr zu hauen, und als ob dies auf die Dauer überhaupt mög-

lich wäre. Dies ist nicht der Fall, denn wie jede Volkswirtschaft ein auf

innere Gegenseitigkeit der Glieder angelegtes Ganzes ist, so ist auch die

W e l t w i r t s c h a f t ein auf fruchtbare Gegenseitigkeit der Volkswirt-

schaften angelegtes Uberganzes. Nicht daß einer verliert, was der andere

gewinnt, ist ihr Wesen, sondern daß beide in Gegenseitigkeit gewinnen.

— Dies war aber ein Fehler, der damals praktisch meistens dadurch be-

richtigt wurde, daß hinter der aktiven Handelsbilanz notwendig die le-

bendigste Entwicklung der eigenen Wirtschaftskräfte stehen mußte. So