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war der Merkantilismus trotz aller Mängel eine großartige Erfassung

der Volkswirtschaft als eines wahren Lebensganzen, welcher viele, auch

heute noch vorbildliche Mittel staatlicher Wirtschaftspflege ausbildete.

3 . „ D a s G e l d b l e i b t i m L a n d e “

Dieses Schlagwort, das gerade während des Krieges 1914 wieder in

Schwung gekommen ist, gehört ganz der Handelsbilanzlehre an. So / sagt

von Hornigk in „Österreich über alles, wenn es nur will“: „Dann besser

wäre. .. für die Ware zwey Thaler geben, die im Lande bleiben, als nur

einen, der aber hinaus gehet.“ — Verdeutlichen wir uns den Vorgang

an einer Staatsanleihe für Eisenbahnbauten. Hier bedeutet das „Ver-

bleiben des Geldes im Lande“: daß aus eigenen, nicht aus fremden Er-

sparnissen die Anleihe aufgebracht wurde; und weiter: daß die Erzeu-

gungs- und Handelstätigkeit, welche durch die betreffende Geldaufwen-

dung (bei Durchführung der Bestellungen auf Grund der Anleihe) her-

vorgerufen wurde, im Bereiche der eigenen Volkswirtschaft vor sich ging.

D i e s e v ö l k i s c h e A r b e i t - u n d K a p i t a l a u f w e n d u n g ,

n i c h t d a s i m L a n d e b l e i b e n d e G e l d a n s i c h s e l b s t i s t

d a s W e s e n t l i c h e . — Jedoch ist mit diesem Verbleiben der Arbeit

im Lande (durch Verbleib des Geldes) noch nicht darüber entschieden,

ob ein Bezug aus dem Auslande nicht doch vorteilhafter gewesen wäre

— es könnte ja sein, daß Kapital und Arbeit für eine Erzeugung gewid-

met wurden, die man aus dem Auslande durch Erzeugnisse aus der

eigenen Werkstätte um ein Zehntel jener Arbeit und jenes Kapitals

hätte eintauschen können. Es ergibt sich also: Nur wenn 1. die Herstel-

lung der betreffenden Waren im Inland nicht teurer war oder aber wenn

2. die E n t w i c k l u n g d e r e i g e n e n W i r t s c h a f t s k r ä f t e

h ö h e r a n z u s c h l a g e n i s t a l s d e r V e r l u s t , d e n d i e t e u -

r e r e S e l b s t h e r s t e l l u n g i n s i c h s c h l i e ß t , ist es ein Vor-

teil, daß die Arbeit im Lande geschah, das „Geld im Lande“ blieb.

Über den Zusammenhang von Zahlungsbilanz und Wechselkurs, das

heißt den Preis des eigenen Geldes im Auslande, siehe unten Seite 237 f.

III. Das individualistische Naturrecht

Um die weitere Entwicklung der Wirtschaftslehre zu verstehen,

müssen wir auf die geistigen Grundlagen des Zeitalters zurückgehen.

Während der Entstehung des Merkantilismus gelangte auf dem

Gebiete der Staatslehre und der Philosophie eine individualistische

Auffassung des menschlichen Zusammenlebens zur Entfaltung.

In der Staatslehre gelten gemeinhin der Sachse A l t h u s i u s

(„Politica“, 1603)

1

und der Niederländer H u g o G r o t i u s („De

jure belli et pacis“, 1625) als jene, die eine individualistische Denk-

1

Vgl. Otto von Giercke: Johannes Althusius und die Entwicklung der

naturrechtlichen Staatstheorien, 3. Aufl., Breslau 1913.