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Grundkraft der Wirtschaft war, keinen Widerspruch. Überdies nahm
Smith eine n a t ü r l i c h e H a r m o n i e oder natürliche Zweckmäßigkeit
in der Weltordnung an, in der das Individuum, auch wenn es seine eige-
nen Ziele verfolgt, doch der Gesamtheit nützt. So auch in der Wirtschaft.
Nach seiner Ansicht lenkt der Mechanismus des Wirtschaftslebens den
Eigennutz der Individuen von selbst zur Harmonie und zum Besten
1
.
1.
D a r s t e l l u n g
a.
Theorie
α . G r u n d g e d a n k e n
Nicht die Bilanz des Außenhandels noch die Geldmenge, noch
die Urerzeugung bestimmen nach Smith den Volksreichtum; son-
dern: die jährliche A r b e i t eines Volkes „ist der Fonds, der es ur-
sprünglich mit allen Lebensbedarf- und Genußgütern versorgt, die
es jährlich verbraucht, und die immer aus dem unmittelbaren Er-
zeugnis dieser Arbeit oder aus dem bestehen, was für dieses Erzeug-
nis von anderen Völkern gekauft wird“. Allerdings macht Smith
eine wesentliche Einschränkung: nur jene Arbeit ist ihm fruchtbar,
die stoffliche Güter, welche Tauschwert haben, hervorbringt (worin
Smith den Physiokraten eng verwandt ist). Dienstboten, Schauspie-
ler, Gelehrte, Staatsmänner seien zwar nützlich, aber wirtschaftlich
nicht fruchtbar, sie empfangen ihren Unterhalt von den hervor-
bringenden Ständen (haben also ein abgeleitetes Einkommen). Der
Reichtum eines Volkes ist um so größer, je weniger Müßiggänger
vor- / handen sind; was wieder von der Größe der Kapitalien ab-
hängt, die dazu verwendet werden, Arbeiter zu beschäftigen, dem
„Lohnfonds“; vor allem aber: je größer die Fruchtbarkeit der Ar-
beit selber ist. Die Fruchtbarkeit der Arbeit wird hauptsächlich
durch die A r b e i t s t e i l u n g gehoben. Die Arbeitsteilung ist da-
her die Hauptursache höheren Wohlstandes, was Smith eingangs
seines Buches an den berühmt gewordenen Beispielen der Steck-
nadelfabrikation und Nagelschmiederei erläuterte. Je größer die
Arbeitsteilung, um so mehr ist aber die Erzeugung für den Tausch,
den Markt berechnet. Hierzu muß sich wieder ein allgemeines
Tauschmittel oder Handelsinstrument, das G e l d , ausbilden. (Geld
entsteht aus indirektem Tausche, wie dargelegt
2
.) Die Güter werden
1
Adam Smith: Theory of Moral Sentiments (= Works, Bd 1), London
1822, S. 16 ff. und öfter.
2
Siehe oben S. 24.