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boten) fließt zuletzt aus ihnen.“

1

Diese Theorie des „ a b g e l e i t e -

t e n E i n k o mm e n s “ der geistigen Arbeit, und überhaupt der

nicht Sachgüter hervorbringenden Arbeit, ist noch heute verbrei-

tet

2

.

Hiermit begründete Smith die Lehre von den „ P r o d u k -

t i o n s f a k t o r e n “ . Arbeit, Kapital und Boden gelten ihm als die

letzten Erzeugungsmittel oder -faktoren.

Die besonderen Theorien Smiths über die Bildung der einzelnen Ein-

kommenszweige, welche zugleich die Entwicklungs- oder B e w e g u n g s -

g e s e t z e der verschiedenen Anteile am Volkseinkommen (der Vertei-

lung) darstellen, sind kurz skizziert folgende: Die H ö h e d e s A r -

b e i t s l o h n e s b e s t i m m t s i c h w i e s o n s t d e r M a r k t p r e i s :

nach Angebot und Nachfrage schwankt er um den Unterhaltsbedarf. Je

mehr Kapital im Lande vorhanden ist, um so größer ist aber die Nach-

frage nach Arbeit (der L o h n f o n d s ) , infolgedessen um so höher der

Arbeitslohn. — Der Kapitalprofit hat die gegenteilige Neigung. Je mehr

Kapital beziehungsweise Kapitalisten, um so mehr unterbieten sie sich.

Daher: je reicher ein Land, um so niedriger im allgemeinen der Kapital-

profit

3

.

Bezüglich der Grundrente besteht ein verwickelteres Triebwerk. Die

Verbesserung der Fruchtbarkeit der Arbeit (Arbeitsteilung) und die Ver-

größerung der Manufaktur führt zum Sinken der Preise der Industrie-

erzeugnisse. Dies bewirkt selbsttätig, daß die landwirtschaftlichen Er-

zeugnisse um so tauschfähiger (= teurer) werden. Mit solchem Steigen

ihrer Tauschkraft aber e r h ö h t s i c h d i e G r u n d r e n t e

4

. Die Grund-

rente erhöht sich ferner auch mit der Zunahme des Kapitals: denn indem

auf den Boden mehr Kapital und Arbeit verwendet, dieser also mehr

ausgenützt wird, muß das Einkommen von Grund und Boden steigen.

b.

Wirtschaftspolitik

Der Eigennutz ist die Quelle aller wirtschaftlichen Erscheinun-

gen. Das Wirtschaftsleben gestaltet sich daher am vollkommensten,

wenn die Einzelnen ihren Eigennutz ungehemmt entfalten können.

Der Staat hat nur die Aufgabe, die Rechtsordnung aufrecht zu er-

halten: Laissez faire, laissez passer. Was / die harmonische Entwick-

lung der Volkswirtschaft bei völliger Freiheit ermöglicht und her-

vorbringt, ist das Wirken des f r e i e n W e t t b e w e r b e s . Durch

dieses schlägt der Eigennutz jedes Einzelnen zugunsten der Gesamt-

1

Adam Smith: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth

of Nations, I., 6., ins Deutsche übertragen von E. Grünfeld und eingelei-

tet von Heinrich Waentig, Bd 1, 3. Aufl., Jena 1923.

2

Vgl. oben S. 52 und 61 ff., unten S. 123.

3

Adam Smith: Wealth of Nations, I., 9., ebenda S. 115 ff.

4

Adam Smith: Wealth of Nations, I., 11., ebenda S. 192 ff.